Das Geld wird knapp, der Idealismus bleibt

Der Verein des unkommerziellen Kultur- und Begegnungsraums Zentralwäscherei hat finanziell zu kämpfen. Die Stadt bietet keine finanzielle Hilfe – und das Betriebsteam weiss noch nicht, ob sie diese annehmen würde.

Cécile Rey (Text und Foto)
2. Dezember 2023
Die Graffiti-besprayten Fassaden der Zentralwäscherei: Für den Veranstaltungsort in Züri West sieht es zurzeit nicht so bunt aus.

In den Räumen der ehemaligen Wäscherei im Kreis 5 betreibt ein Kollektiv den unkommerziellen Kultur- und Begegnungsraum Zentralwäscherei (ZW). Nun kämpft sie, rund zwei Jahre nach Eröffnung, mit finanziellen Schwierig-keiten. Der Verein möchte einen inklusiven Raum für Begegnung, Kunst, Kultur, Politisches und Gastronomie schaffen, schreibt er auf seiner Website.

Das ist auch der Leistungsauftrag, den die Stadt mit dem Verein vereinbart hat. Dass das Gebäude an der Neuen Hard 12 zwischengenutzt werden konnte, ermöglichte insbesondere Daniel Leupi, Stadtrat und Vorsteher des Finanzdepartements. Im Gespräch mit der ZS sagt er, dass ihm als Grüner jede Art der Zwischennutzung wichtig sei. «In einer Stadt mit hohem Nutzungsdruck gibt es tendenziell immer zu wenig Räume, die nicht kommerziell genutzt werden.» Die Zentralwäscherei sei dabei wichtig, um unkommerzielle Veranstaltungen anbieten zu können. Wie steht es nun aber um die Zukunft des trendigen Veranstaltungsorts?

Mehr darüber weiss Céline, Mitglied im Betriebsteam und zuständig für die Finanzen und HR des Vereins: «Uns geht es finanziell nicht so gut. Wir wussten, dass dieses Problem irgendwann kommen wird.» Céline sieht darin aber mehr ein politisches als strukturelles Problem. Es sei schwierig, ein Kulturhaus in Zürich zu betreiben, ohne dass man von der Stadt oder vom Kanton finanziell unterstützt werde – vor allem, wenn man faire Löhne und faire Gagen zahlen wolle. Die Stadt erlässt zwar die Miete, ansonsten finanziert sich der Verein selbstständig. «Wir sind nicht gewinnorientiert, sondern möchten einfach selbsttragend sein», sagt Céline.

Das Bistro mit dem Mittagsservice sowie der Rave TILT, der rund einmal im Monat stattfindet, sind wichtige Einnahmequellen. Für den Eintritt zu den Veranstaltungen gibt es mehrere Preisstufen, um sicherzustellen, dass ihn sich wirklich alle leisten können. Das sei immer ein Jonglierakt, da man möglichst fair bleiben wolle, aber auch Einnahmen generieren müsse, erklärt Céline. Das grösste Problem für die ZW ist aber das Sommerloch. Als es Juni wurde, merkte der Verein, dass die Einnahmen stark zurückgehen: «Ich verstehe, dass die Menschen im Sommer viel lieber am Letten grillieren und schwimmen möchten», sagt Céline.

Normalerweise macht der Verein eine Sommerpause. Zwar sind die administrativen Arbeiten in diesen Monaten geringer, aber sie müssen trotzdem erledigt werden – sowie rund 60 Mitglieder entlöhnt werden. So schlimm wie dieses Jahr sei es noch nie gewesen, da der Verein bereits im Mai seine finanziellen Reserven anzapfen musste. Um das Sommerloch zu füllen, fand im Juli die Zummerbar statt – ein Wortspiel aus Zentralwäscherei und Summerbar. «Das war fast ein Nullsummenspiel», sagt Céline, «aber dafür erhielten die Vereinsmitglieder ihren Lohn.»

2026 läuft der Vertrag für die Zwischennutzung aus

Auch hat der Verein sogenannte Supportpässe eingeführt: Für 300 Franken kann man ein Jahr lang alle Veranstaltungen der Zentralwäscherei besuchen. Und: Die Vereinsmitglieder haben sich dazu entschieden, ihren Stundenlohn um einen Franken zu kürzen. Überhaupt steckt viel unbezahlte Arbeit im Verein. Beispielsweise werden die Betriebssitzungen nicht mehr entlöhnt.
Zudem gab es im Oktober eine Soli-party, für die alle Mitglieder freiwillige Arbeit geleistet haben. Aber trotz Motivation und Solidarität kommt die ZW an ihre Grenzen.

Daniel Leupi bedauert das sehr: «Da ich die Zwischennutzung initiiert habe, ist es mir ein Anliegen, dass diejenigen, die sich mit Elan engagieren, eine faire Entlöhnung erhalten.» Natürlich sei das Betriebskonzept nicht darauf ausgerichtet, dass die gleichen Löhne wie im Schauspielhaus gezahlt werden, sagt Leupi. Das habe auch niemand erwartet: «Wir wollten etwas Niederschwelliges, aber nicht, dass sich die Menschen selbst ausbeuten». Insgesamt haben die Massnahmen gegen die finanziellen Schwierigkeiten gut funktioniert. Der Verein sei mit der offenen Kommunikation der schwierigen finanziellen Lage bei den Besuchenden auf viel Verständnis gestossen, so Céline. Trotzdem müssen sich die Mitglieder überlegen, wie sie den Kulturort nachhaltig finanzieren können, denn: «Der Verein wird nächsten Sommer wieder an den gleichen Punkt kommen», sagt Céline.

Wieso unterstützt die Stadt den Verein nicht? Leupi zufolge können weder er noch Stadtrat Raphael Golta die Zentralwäscherei sofort mit mehr Geld unterstützen. Da die Stadt aber einen Betrieb des Vereins ermöglichen möchte, der auch seine Kosten deckt, werde derzeit eine Parlamentsvorlage ausgearbeitet. Ab 2025 könne die Stadt eine bessere Finanzierung anbieten, so Leupi. Céline würde dies begrüssen. Innerhalb des Vereins gebe es jedoch ganz unterschiedliche Meinungen, was städtische finanzielle Zuwendung betrifft: «Für uns würde das auch bedeuten, aktiv Freiheiten aufzugeben.»

Leupi ist mit dieser Diskussion bestens vertraut. Er verstehe zwar die Argumente, betont jedoch, dass die Stadt den Verein nicht kontrollieren wolle, sondern lediglich möchte, dass jemand Verantwortung für die Räume übernehme. 2026 läuft der Vertrag für die Zwischennutzung aus. Gibt es bereits Pläne für danach? «Mit grosser Wahrscheinlichkeit dürfen wir länger bleiben», verrät Céline lächelnd. Das bestätigt auch Daniel Leupi. Man könne einfach noch nicht sagen, wie lange. Für Leupi ist jedoch klar: «Wir wollen, dass der jetzige Verein die Zwischennutzung so lange, wie es sie gibt, betreiben kann.»