Im letzten Jahr gab es insgesamt 137 Trotti-Unfälle in Zürich. Das sind 46 mehr als im Vorjahr.

Ein E-Trotti-Verbot kommt für die Stadt Zürich nicht in Frage

E-Scooter haben einen schlechten Ruf. Während sich Paris nach einer Umfrage für ein Verbot entschieden hat, ist in Zürich nicht daran zu denken – trotz zweifelhafter Klimabilanz.

Miriam Thölke (Text) und Marco Galeazzi (Bild)
30. April 2023

Paris greift durch: Ab dem 1. September verbietet die Stadt den Verleih von E-Scootern. Auch die Zürcher Gemeinde Wetzikon hat die Scooter per Ende Februar aus der Stadt verbannt. Dies, nachdem Bürger*innenbefragungen gezeigt haben: Die Bevölkerung findet die Trottis sperrig, unschön und gefährlich. Folgt in Zürich auch ein Verbot? 

Mit den E-Trottis fehle die Routine

In der Stadt Zürich gibt es momentan etwa 4’000 geteilte E-Scooter. Mithilfe von Sperrzonen, Langsamfahrzonen und Parkvorschriften soll die sichere Nutzung im Strassenverkehr gewährleistet sein. Die Anbieter verpflichten sich zudem, die Scooter stets in einem betriebsbereiten, fahrtüchtigen und verkehrssicheren Zustand zu halten. Trotz dieser Regulierungen kämpfen die E-Scooter auch in Zürich immer noch mit ihrem schlechten Ruf: Verkehrsteilnehmer*innen und Fussgänger*innen nerven sich über falsch parkierte Trottis und rücksichtslose Fahrer*innen. 

Robert Soós, Kommunikationsleiter des Sicherheitsdepartements der Stadt Zürich, sieht das Problem derzeit vor allem auf der Seite der Nutzer*innen: «Bei uns eingehende Reklamationen über die E-Trottinetts beziehen sich mittlerweile hauptsächlich auf deren Nutzung. Es gibt wenige Leute, welche die Trottinetts an sich verteufeln.» Ähnlich sieht es Thomas Sauter-Servaes, Professor für Verkehrswesen an der ZHAW School of Engineering: «Es gibt noch keine Routine im Umgang mit den E-Trottis. Es ist unter anderem die fehlende Erfahrung der Nutzer*innen, die den Trotti-Einsatz bisher so negativ dastehen lassen.»

ETH-Studie bezweifelt Klimafreundlichkeit 

Kernproblem sind die vielen Unfälle: Im letzten Jahr gab es insgesamt 137 Trotti-Unfälle. Das sind 46 mehr als im Vorjahr. Die Stadt Zürich beziehe E-Trottis laufend in die Verkehrssicherheitsarbeit mit ein, sagt Soós. So gab es etwa letztes Jahr eine Kampagne, die zu mehr Vorsicht mit den E-Scootern mahnte. Sauter-Servaes übt dennoch Kritik an der Stadt: «Will man die Trottis langfristig in die Verkehrswelt miteinbinden, müssen wir diesen Fahrzeugen mehr Sicherheit bieten. Dafür muss man an der Infrastruktur ansetzen.»

«Solange man nicht über die Parkplätze der Autos spricht, ist es banal, sich über den Platzverbrauch der E-Scooter aufzuregen»
Thomas Sauter-Servaes, Professor für Verkehrswesen an der ZHAW School of Engineering

Der Mobilitätsexperte sieht in den E-Scootern Potential für die Zukunft: «Der Transport einer Person mit einem E-Scooter verbraucht viel weniger Energie als der Transport derselben Person mit dem Auto.». E-Scooter sind auch wesentlich flächeneffizienter: «Solange man nicht über die Parkplätze der Autos spricht, ist es banal, sich über den Platzverbrauch der E-Scooter aufzuregen», so Sauter-Servaes.

Wie klimafreundlich die Scooter wirklich sind, steht immer wieder zur Diskussion. Eine Studie der ETH, die die Klimafolgen der E-Scooter genauer beleuchtet hat, zeigt: Viele nutzen die Trottis als Ersatz zum ÖV und dem Gehen. Wirklich klimafreundlich sind die Trottis aber nur, wenn sie das Auto als Fortbewegungsmethode ersetzen. «Ziel ist es, Autofahrten zu substituieren. Der Fahrspass, den diese Geräte bieten, könnte das Auto emotional sowie funktional ersetzen», sagt Sauter-Servaes. Die Trottis plötzlich einfach ganz zu verbieten, findet er zu kurz gedacht.

Auch die Stadt Zürich sieht die Lösung nicht in einem Verbot. «Die E-Trottis sind ein eher neuer Fahrzeugtyp. Nur weil etwas neu ist, ist es deswegen nicht einfach schlecht. Verärgerte Reaktionen haben wir vor allem wegen falsch parkierter Fahrzeuge. Im Übrigen haben wir aber keine übermässigen Probleme», so Soós. Eine Bürger*innenbefragung wie in Paris oder Wetzikon sei derzeit nicht geplant.