Den Winden Irlands ausgeliefert

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Marco Galeazzi (Text und Bild)
31. März 2023

Ans Irische Meer wollten wir, weg vom dröhnenden Stadtlärm Dublins. Zur Küste, um von dort aus von den wiegenden Wiederholungen der weit gereisten Wellen eingenommen zu werden. Mit der Ebbe hatten wir aber nicht gerechnet. Obwohl wir die Gesetze der Gezeiten kennen, verwirrte uns die Leere im ersten Moment. Wohin soll sich das Meer denn zurückgezogen haben? Wie nennt sich wasserloses Meer? Die Verwirrung wurde aber schnell von einem aus dem Inneren aufkommenden, instinktiven Drang abgelöst, kopflos loszurennen. Vor uns lag nicht eine Leere, sondern plötzlich eine unendliche, sandige Weite, die Freiheit in Naturform – gesetz- und grenzenlos.

In diese Freiheit eintauchend, schwebten wir mit einer ebenso unendlichen Freude dem Meeresboden entlang und wurden wie umgedrehte Wellen vom unaufhörlichen Wind seewärts getragen. Er pfiff ohne Schnaufpause an uns vorbei und überflutete unsere Sinne. Ein grosses Rauschen, das jeden Gedanken verwehte und uns nur noch fühlen liess.

Vereint im Zerstreutsein traten wir dann die Rückkehr an, mit leeren Köpfen, leichtem Lächeln und die Arme gespreizt. Als wir dann neugeboren an Land kamen, verspürten wir eine tiefe Zufriedenheit, nicht von Wellen eingenommen, sondern vom Wind.