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Begleitung beim Alleinsein

Kulturspalte

21. Februar 2023

Album — Anna B Savage, die Songwriterin aus London, könnte vermutlich auch ohne Instrumente auskommen. Ihre Stimme füllt die Stücke aus, sie schlendert neugierig umher. Mal verletzlich, beinahe flüsternd, dann wieder von sich selbst überzeugt, erzählt sie von Liebeskummer, Einsamkeit und der Schwierigkeit, loszulassen.

«In|Flux» ist die zweite Platte der aus London stammenden Künstlerin. Die zehn Lieder gehen ineinander über, eine nachdenkliche, melancholische Atmosphäre bedeckt sie. Oft besteht die Begleitung nur aus ihrer Gitarre und dem Synthesizer, manchmal erklingen überraschend Bläser-, Glocken- oder Trommel-Töne, bevor sie wieder veschwinden. Was dieses Album zusammenhält, ist die facettenreiche, ehrliche Stimme Savages. Sie singt, sie spricht, sie säuselt, verarbeitet Unsicherheiten, ihre schmerzhafte und langwierige Trennung und festigt sich weiter als Musikerin.

Das Album beginnt trüb mit «The Ghost», einer Aufforderung, die Gedanken an ihren Ex-Partner mögen sie nach sechs Jahren bitte in Ruhe lassen. Jedes der Stücke hat einen eigenen Charakter, ihre enge Verwandtschaft ist aber offensichtlich. Wo «I Can Hear The Birds Now» reflektiert ist und Einsamkeit verlangt, sehnt sich das darauffolgende «Pavlov’s Dog» nach Nähe und Zuneigung.

Am markantesten ist das titelgebende Stück «In|Flux». Anfänglich ruhig, besonnen, spärlich von Blechbläsern begleitet, werden diese in der Mitte des Liedes durch elektronische Beats ersetzt, darauf folgt ein zweiminütiger Ausruf nach Alleinsein. Inmitten eines zutiefst emotionalen Albums ist es das Stück, in dem sie ihre Gefühlslage am genauesten untersucht und viele Aspekte davon preisgibt. Kein Wunder, dass man im Musikvideo mehrere Versionen ihrer Selbst ziellos, aber lachend umhertanzen sieht.

Savages neues Album «In|Flux» riecht nach Frühling, der, sich noch von der Tristesse des Winters erholend, schon den Kopf gehoben hat. Es ist auf jeden Fall ein tolles Werk für alle, die beim Alleinsein etwas Begleitung haben wollen.

Über das Album

«In|Flux» ist seit dem 17. Februar auf gängigen Streamingplattformen zu hören.