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Träumerisch, aber präzis

Kulturspalte

28. Oktober 2022

Album — Manchmal klingt «The Space Between», das neue Album der schwedischen Songwriterin Alice Boman, als müsse es durch einen Nebel dringen, um sich hörbar zu machen – die Stimme von Studioeffekten entrückt. Und manchmal wirkt es übernah, die Klaviertasten klacken und knarren, der Gesang klingt fast wie ins Ohr geflüstert. Die titelgebenden «Räume dazwischen» scheinen mal eng und intim und mal rätselhaft und weit. Es ist etwas sanft Psychedelisches in diesem Hin und Her und Ineinander von Nähe und Ferne, aber eine Ruhe und Sicherheit, die, von Synthesizern und langsamen, aber bestimmten Klavierläufen getragen, immer wieder nach Hause findet.

So verträumt das Album aber auf der Ebene seiner Klangästhetik ist, so präzis und griffig sind Bomans Kompositionen. Ein Stück wie «Night And Day» deutet in aller Zurückhaltung grosse, luxuriöse melodische Gesten an. «Feels Like A Dream» (mit Perfume Genius, dessen Stimme dramatisch zittert, als müsse er viel zurückhalten) wäre unter unsubtileren Händen leicht zum dick aufgetragenen Herzschmerzduett geworden. Um diese konturenscharf geschriebenen Lieder verdichten sich dann detailverliebte Arrangements; mit einigen dieser grossartigen kleinen Rauchfäden und Farbsprenkeln aus dem Synthesizer wäre sicher auch ein Haruomi Hosono Ende der 70er-Jahre sehr glücklich geworden.

Während Bomans ebenso wunderbares Debütalbum «Dream On» ein Album über Liebe und Verlust, über durchweinte Erinnerungen und die Schwierigkeit des Loslassens war, geht es in «The Space Between» um Distanz und Annäherung innerhalb einer Beziehung. «Can’t you see / I am trying / but it takes time / to open up», heisst es beispielsweise auf dem ersten Lied «Honey», oder auf «Space»: «You bring me back / Once Again / […] To the moment / And I return / To a place / […] of tenderness / Always relate to each other / As we are changing.» Thematisch führt Boman eine Linie fort, wenn sie auch hier Gefühle nie als blosse Zustände oder momentane Intensitäten beschreibt, sondern als Aufgaben, die Zeit brauchen, als komplizierte Prozesse und schöne, ängstigende Mühsal.

«The Space Between» von Alice Boman ist ab dem 21. Oktober erhältlich.