Wie würde eine klimaneutrale Schweiz aussehen? Das Klimapavillon in Zürich präsentiert eine Vision. Annalena Schmid

Zeitreise in eine klimaneutrale Zukunft

Die Ausstellung im Klimapavillon auf dem Zürcher Werdmühlenplatz präsentiert eine Vision einer klimaneutralen Schweiz – und will damit die Bevölkerung aktivieren.

22. September 2022

Wie wird die Schweiz im Jahr 2050 aussehen? Werden wir klimaneutral wohnen? Wie werden wir uns ernähren, fortbewegen oder unsere Ferien verbringen? Diesen Fragen geht die aktuelle Ausstellung im Klimapavillon auf dem Zürcher Werdmühleplatz nach, die vom Verein Klimaschutz Schweiz organisiert wurde. Aufgezeigt wird eine wissenschaftlich fundierte Vision einer klimaneutralen Schweiz im Jahr 2050. 

Konkrete Lösungen aufzeigen

So spricht in der Ausstellung ein Emmentaler Landwirt aus einem Bildschirm: «Tiere haben wir keine mehr, wir haben uns auf den Gemüseanbau spezialisiert. In der Dorfkäserei wird vor allem Pflanzenmilch produziert und verarbeitet.» Der Emmentaler-Kräutertofu sei eine Spezialität von hier. Neben der Landwirtschaft werden von der Ausstellung auch die Bereiche Energie, Mobilität, Reisen und Wohnen thematisiert. Auf einem grossen Wimmelbild bekommt man eine Vorstellung darüber, wie eine klimaneutrale Schweiz aussehen könnte: Grüne Wälder und Wiesen umgeben eine Stadt, deren Dächer mit Bäumen und Solarpanels bedeckt sind. Im Hintergrund schneebedeckte Berge.

«Immer mehr Menschen in der Schweiz sprechen sich für wirksamen Klimaschutz aus. Doch viele können sich kaum vorstellen, was eine Reduktion der Treibhausgase auf netto Null für ihren Lebensalltag bedeutet», meint Nina Engeli vom Verein Klimaschutz Schweiz. Mit der Ausstellung wolle der Verein nicht nur Probleme hervorheben, sondern konkrete Lösungen näherbringen. Sie ist eng an die Plattform schweiz-2050.ch angelehnt, die online ebenfalls eine Zukunftsvision für eine klimaneutrale Schweiz präsentiert. Nach mehrjähriger Arbeit hat der Verein Klimaschutz Schweiz dort die Ergebnisse aus Gesprächen mit Fachpersonen und wissenschaftlichen Recherchen zusammengefasst und visualisiert. «Wir wollen den Leuten eine positive Vision mit auf den Weg geben, sei es mit der Ausstellung oder mit der digitalen Plattform», betont Engeli. 

Pavillon soll informieren, sensibilisieren und aktivieren

In den 70ern war der Pavilion eine Ticketverkaufsstelle für kulturelle Anlässe.. Seit 2020 darf ihn der Verein Klimastadt Zürich nutzen. Anfänglich in Zusammenarbeit mit dem Klimastreik, ist der Verein mittlerweile alleine dafür verantwortlich. «Mit dem Pavillon möchten wir mit unterschiedlichen Klima-Themen in Zürich präsent sein», so Markus Keller, Geschäftsleiter des Vereins Klimastadt Zürich. Nebst den Hauptzielen – die Bevölkerung zu informieren, sensibilisieren und aktivieren – stärke man mit dem Klimapavillon auch die Vernetzung der Klima-Organisationen in Zürich. 

Noch bis Ende September gastiert die Ausstellung «Schweiz 2050» im Klimapavillon, ab November wird das Häuschen zur «Bibliothek der grünen Zukunft» umgewandelt. Aufgeteilt nach Themenbereichen wird anhand von Zeichnungen, Büchern und Gegenständen ein Weg in eine klimafreundliche Zukunft aufgezeigt. Zum Start im Dezember setzen sich Jugendliche in Workshops mit ihren Zukunftsvisionen auseinander.

Der grosse Ansturm blieb bislang aus

Genau lässt sich nicht nachverfolgen, wie viele Personen den Klimapavillon besuchen. «Der Werdmühleplatz ist ein Ort, wo zwar viele Passant*innen vorbeikommen, jedoch selten für längere Zeit verweilen. Auch im Pavillon blieben die grossen Menschenmassen bisher aus», gibt sich Markus Keller selbstkritisch. Durch eine Renovierung des Pavillons hoffe er, dass in Zukunft noch mehr Personen auf das zurzeit eher unscheinbare Häuschen inmitten der Geschäftigkeit der Bahnhofstrasse aufmerksam werden. 

So facettenreich wie das Thema Klimakrise, so unterschiedlich sind auch die Ausstellungen, die im Pavillon zu sehen sind. Durch Stichworte wie Hitzesommer und Energiekrise werden Umweltthemen derzeit rege diskutiert. Der Klimapavillon trägt dazu bei, dass sie auch dann nicht in Vergessenheit geraten, wenn in der politischen und medialen Agenda andere Themen dominieren werden.