Von Wasser, Erdbeben und Weltall
Das Museum Focusterra wartet mit einer dynamischen Ausstellung auf.
Es ist allgemein bekannt, dass das Zoologische Museum der Uni Zürich viel zu bieten hat. Die emotionale Beziehung der Besucher*innen zu den einzelnen Ausstellungsstücken ist innig: Als das Riesenfaultier aus dem Foyer des Museums entfernt wurde, war die allgemeine Bestürzung gross. Es wurde über die Jahre von zu vielen fettigen, mit Essensresten gespickten Kinderhänden liebkost, sodass der Pelz als idealer Nährboden für allerlei Ungeziefer diente und eine Gefahr für die gesamte Sammlung bedeutete. An seiner Stelle steht heute immerhin ein mächtiges Saurierskelett.
Weniger bekannt ist hingegen, dass im Universitätsviertel ein weiteres Museum zu finden ist. Das Focusterra wird von der ETH kuratiert und befindet sich am Anfang der Sonneggstrasse im Departement der Erdwissenschaften.
Mehr als Dreck und Steine
Erdwissenschaften? Das klingt langweilig – nur Dreck und Steine. Doch Vorurteile wollen überwunden werden. Denn die Dauerausstellung beschäftigt sich mit den ganz grossen Ereignissen unserer Erde – und darüber hinaus. In verständlichen Worten wird erklärt, wieso Vulkanausbrüche so gewaltig sein können, Erdbeben eine ungeheuerliche Zerstörungskraft besitzen und Meteoriten mit Hochgeschwindigkeit durch das Weltall sausen. Auch glänzende Edelsteine und Bergkristalle können bewundert werden. Und man erfährt, was für eine geologische Vielfalt sonst noch zu entdecken ist, wenn wir die Wanderschuhe schnüren und durch die Alpen streifen.
Der Höhepunkt der Ausstellung ist die Sonderausstellung über «Wellen». Als bodenständiger Binnenschweizer steht man auch dieser Thematik zuerst mit einer gehörigen Skepsis gegenüber. Bis man lernt, dass sich die Wellenthematik nicht in Wasserwellen erschöpft, sondern ziemlich alle Bereiche unseres Lebens überrollt. Und je mehr Wellenarten vorgestellt werden, desto aufgeregter wird man. Licht ist Wellen! Sprache ist Wellen! Mikrowelle ist Wellen!
Vergrössert wird die Freude zudem durch unzählige interaktive Ausstellungsstücke, durch welche man die Beschaffenheit von Wellen mit allen Sinnen erfahren kann. So lässt sich etwa die elektromagnetische Strahlung des eigenen Mobiltelefons messen, ein Erdbeben durch einen Springbrunnen simulieren und es können notorisch instabile Fussballspieler (hier in Legoform) mittels Schallwellen zu Fall gebracht werden. Die Informationen der gesamten Ausstellung lassen sich auch im Internet abrufen, ein physischer Besuch ist durch all die spassigen Experimente aber dringend empfohlen.
Von Zürichs hartem Kern
Doch die Erlebnisse von Focusterra erschöpfen sich nicht in klassischen Museumsausstellungen. Neben Online-Touren, virtuellen Ausstellungen und der erwähnenswerten Globi-Astronautenschule sind insbesondere die geologischen Stadtrundgänge von Interesse. Auf eigene Faust mittels Anleitung oder durch einen geführten Rundgang lässt sich erfahren, wie Dreck und Steine die Stadt Zürich über die Jahrtausende geformt haben. Das öffnet Augen: Wer weiss schon, dass der Brunnen am Neumarkt hauptsächlich aus urzeitlichen Schnecken besteht?
Alle, die nach einem steinigen Tag voller Eindrücke nur noch nach Hause möchten, sollten wissen: Muss man am Hauptbahnhof auf die S-Bahn warten, so wandelt man mit grosser Wahrscheinlichkeit über Impala-Stein. Aus Südafrika.