Die UBS rückt auf dem Campus weiter vor und spendet 40 Millionen an die ETH
Nach den 125 Millionen für die Uni Zürich macht die UBS 40 Millionen Franken für die ETH locker. Mit der neuen Partnerschaft soll unter anderem das «Unternehmertum» an der Hochschule gefördert und ein neues Gebäude finanziert werden.
Auf der Medienmitteilung klebt oben gross das Logo der ETH Zürich – und daneben, gleich prominent, das Logo der UBS. «Indem unsere Kompetenz in Lehre und Forschung mit dem fundierten Wirtschafts-Know-how und Netzwerk von der UBS kombiniert wird, können wir den Wirtschaftsstandort Schweiz weiter voranbringen», lässt sich Joël Mesot, Präsident der ETH Zürich, in der Mitteilung vom Donnerstag zitieren. Die ETH und die UBS haben am 25. August eine «strategische Partnerschaft» verkündet, die eine Zahlung der Grossbank von bis zu 40 Millionen Franken für die Hochschule beinhaltet.
Mit bis zu 20 Millionen Franken soll zum einen eine Initiative zur «Förderung des Unternehmertums» finanziert werden. Die Zusammenarbeit soll zehn Jahre dauern, wie es im Vertrag heisst, welcher der ZS vorliegt. Die UBS und die ETH wollen den Studierenden «das nötige Rüstzeug samt hilfreicher Kontakte mit auf den Weg geben, damit sie ihre Ideen und Innovationen erfolgreich umsetzen und auf den Markt bringen können.» Konkret soll die bereits vorhandene Start-up-Förderung mit einer Veranstaltungsreihe ergänzt werden, wo Exponent*innen aus der Privatwirtschaft auf Studierende treffen. Es geht also vorwiegend um «Networking». So versprechen die UBS und die ETH den Studis Veranstaltungen zu den Themen «Finanzierungen», «Erstellen von Businessplänen» oder «Führen eines Unternehmens». Damit soll das bestehende «Entrepreneurship-Ökosystem» vergrössert werden, heisst es weiter.
Finanzierung von Studierendenhaus gesichert
Weiter soll das Geld für eine Initiative für die Förderung der sogenannten MINT-Fächer eingesetzt werden. Damit sollen Schüler*innen auf Primar- und Sekundarstufe für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik begeistert werden. Vor allem Kinder und Jugendliche, die bislang weniger gut erreicht werden konnten, sollen motiviert und gefördert werden – also beispielsweise bildungsferne Schüler*innen oder Mädchen, da die Studiengänge an der ETH nach wie vor von Männern dominiert sind.
So viel zu den ersten 20 Millionen Franken. Mit weiteren 20 Millionen finanziert die UBS ein neues Gebäude im nordwestlichen Teil des Campus Hönggerberg, dem «Centre for Students and Entrepreneurs», im ETH-Kürzeljargon «HIC» genannt. Der Neubau soll unter anderem das neue Zuhause des VSETH werden und ist bereits seit 2020 in Planung. Bis 2027 soll es bezugsbereit sein. Von Beginnn an war es die Idee, dort Raum für studentische Organisationen, innovative Lehrprojekte und unternehmerische Initiativen zu schaffen, immer mit Fokus auf die Studierenden. Nun ist die Realisierung, die 70 bis 80 Millionen Franken kosten soll, mit den Drittmitteln der UBS so gut wie gesichert.
Mit dem VSETH sollen im HIC auch der Verein SOSETH, der unter anderem das Fotolabor betreibt, das Student Project House und unternehmerische Projekte wie der «ETH Entrepreneur Club» oder die «ETH Spin-Offs» beherbergt werden. Es heisst, Studierende sollen dort «gemeinsam Projekte umsetzen und angehende Unternehmer*innen sich mit Führungskräften und Expert*innen austauschen können».
«Supported by UBS» im Schriftzug
Wird das Ganze dann «UBS» im Namen tragen, wie etwa das viel diskutierte «UBS Center» an der Uni Zürich, wofür die Grossbank mittlerweile schon 125 Millionen Franken gespendet hat? Gemäss Donationsvertrag, der ebenfalls der ZS vorliegt, sei das HIC in Absprache mit der UBS zu benennen und «gut sichtbar und zentral» für die Zeitdauer von 25 Jahren ab Eröffnung des Gebäudes in entsprechendem Schriftzug zu versehen. Die ETH und die UBS entscheiden gemeinsam über den Gebäudenamen. Aber eine «Endorsement Line» im Sinne von «supported by UBS» soll im Schriftzug beinhaltet sein, heisst es im Vertrag. Abschliessend soll über den Gebäudenamen die ETH entscheiden dürfen. Auch die breitere Sichtbarkeit der UBS auf dem ETH-Campus wurde vertraglich festgelegt. Die ETH muss der UBS ermöglichen, sich im Gebäude als grösste Förderpartnerin sichtbar zu präsentieren. So zum Beispiel mit einem «Co-Working Space» oder bei einem «Coffee-Corner». Überdies darf die UBS in dieser Zeit vier Unternehmensanlässe pro Jahr im Neubau abhalten.
«Wir stehen grundsätzlich sehr positiv der Partnerschaft gegenüber, da sie direkt den Studierenden zugute kommt», sagt Nils Jensen, Präsident des VSETH, gegenüber der ZS. «Insbesondere unterstützen wir die Finanzierung des HIC, ein Gebäude, das direkt für Studierende gedacht ist. Auch die geplante Förderung der MINT-Fächer in der Schweiz unterstützen wir selbstverständlich.» Nils fürchtet keinen übermässigen Einfluss der UBS auf die ETH: «Wenn die UBS Veranstaltungen mit der ETH durchführen will, kann sie das tun, das Gebäude soll schliesslich ein Begegnungsort für Unternehmer*innen und Investor*innen sein. Dies schliesst Begegnungen mit anderen Firmen nicht aus.» Doch warum braucht es das UBS-Geld? Könnte man nicht mehr Bundesgelder fordern? «Wir würden uns als erstes über mehr Bundesgelder freuen, doch leider wächst das ETH-Budget nicht so schnell wie die Studierendenzahlen», sagt Nils. «Daher braucht es private Partnerschaften, um solche Projekte zu realisieren.»
Der VSETH unterstützt die UBS-Spende
Aber warum braucht es die UBS-Spende? Hat die ETH etwa Geldprobleme? «Nein», heisst es von der Medienstelle der ETH auf Anfrage. «Donationen und Forschungskooperationen ergänzen die finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand.» Die ETH Zürich finanziere sich zu 69 Prozent über den Bund, im vergangenen Jahr erhielt die ETH Zürich 89 Millionen aus Schenkungen und Legaten – dies entspreche 5 Prozent am Gesamtertrag der ETH. Auch Zweifel um die Unabhängigkeit der Hochschule wischt die Medienstelle weg: «Die Unabhängigkeit der ETH Zürich und die Forschungsfreiheit sind in jedem Fall sichergestellt und werden durch die strategische Partnerschaft in keiner Form beeinträchtigt», heisst es. Auch im Donationsvertrag für das HIC wird die Freiheit von Lehre und Forschung betont.
Sowohl die ETH als auch der VSETH fürchten kein negatives Branding durch die UBS, die in der Vergangenheit mehrfach für Negativschlagzeilen sorgte, etwa wegen ihrer klimafeindlichen Anlagepolitik oder ihrer Mitfinanzierung einer Pipeline in den USA, die zur Vertreibung der dortigen Ureinwohner*innen beitrug. «Die UBS ist ein traditionsreiches Schweizer Unternehmen, das viel Know-how und ein breites Netzwerk im Finanzbereich und auch einiges an Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Schulen mitbringt», so die ETH-Medienstelle. Fest steht: Die UBS wird mit der Geldspende in der Zürcher Hochschullandschaft noch sichtbarer, als sie bisher mit dem «UBS Center» an der Uni ohnehin schon war. Und so setzt sich der Trend der Annäherung der Zürcher Hochschulen an die Privatwirtschaft weiter fort.