Definitiv keine Hobbyband
Die Band Fräulein Luise hat als Corona-Projekt begonnen. Nach dem Sieg am Band-it-Musikwettbewerb stehen die Zeichen auf Durchbruch. Zurecht.
Fräulein Luise hebt sich in Dürrenmatts «Besuch der alten Dame» vom Rest ab. Als einzige Nebenfigur hat sie einen eigenen Namen. Als sie in luxuriösen, gelben Schuhen an Alfred Ill vorbeiläuft, weiss dieser, dass sein Ende nah ist. Paula Scharrer und ihre Kindheitsfreundin Olivia Merz haben sich für ihre Band Fräulein Luise also durchaus einen bedeutungsschweren Namen ausgesucht. Die Idee für die Band kam den beiden während eines Spazierganges im Lockdown. Dafür brauchten sie jedoch noch jemanden am Bass und am Schlagzeug. Fündig wurden sie bei Paul Studer und Aliosha Todisco. Während man sich anfänglich noch kaum richtig kannte, standen sie wenige Monate später schon als eingefleischte Truppe im Finale des Band-it-Wettbewerbs, welchen sie auch gleich noch gewannen.
Im Interview mit der Gruppe wird dann auch schnell klar: Das ist kein musikalisches Zweckbündnis, sondern das sind vier beste Freund*innen. «Wir ergänzen uns unglaublich gut, wir bringen alle etwas anderes rein», stellt Aliosha fest. Durch seinen Musiker-Vater sammelte er schon viel Erfahrung in jungen Jahren. Genauso Paul am Bass: Geprägt durchs Elternhaus war es schon lange sein Ziel, Musiker zu werden. Es zeigt sich dann auch schnell, dass Musik hier ernst genommen wird. Bis das Interview-Mikrofon aufgebaut ist, diskutieren sie über kleinste Details und Verbesserungen ihrer jüngsten Studioaufnahmen. Nach dem Interview bleiben sie im Café noch sitzen, um an der Formulierung ihrer Förderanträge zu arbeiten. Obwohl drei der vier Musiker*innen noch das Gymnasium besuchen, ist das nicht einfach die Hobbyband einer Kantonsschule. Es ist das Vollblut-Projekt von vier Personen, die Fräulein Luise nicht nur als Nebenfigur spielen wollen.
Gelbe Socken und durchdachte Texte
Doch trotz Ambitionen und Organisation ist von Verbissenheit nichts zu spüren. Ob auf der Bühne oder im Proberaum, sie haben sichtlich Spass. Das Musizieren bringt ihnen mehr Energie, als es sie kostet. Ob sie ein Ritual für vor dem Auftritt haben? «Nein, nicht wirklich», meint Olivia, Sängerin der Band, «ausser die gelben Socken anziehen natürlich!» - ihr Markenzeichen auf der Bühne, in Anlehnung an Dürrenmatts Fräulein Luise. Das Bühnenprogramm der Band ist vielseitig. Neben humorvollen Liedern wie «Carpe Diem» oder «Laisse nous danser», einem groovigen Tanzhit auf Französisch, hat Fräulein Luise auch Ernsthaftes und Nachdenkliches im Repertoir. Die meisten Lieder haben eine sehr persönliche Herkunftsgeschichte. So nutzen die Bandmitglieder ihre Kunst auch, um zu verarbeiten, was sie erleben und was sie bewegt. Dabei kommen die meisten Liedtexte von Paula. Das Schreiben liegt ihr: Als Kind verfasste sie bereits ihren ersten Roman, als Schülerin gewann sie einen Literaturwettbewerb mit ihrer Kurzgeschichte. Es scheint keine Plattitüde zu sein, wenn in ihrer Bandbeschreibung steht: «interessante Texte sind uns wichtig».
Bei diesem Potential kann man gespannt bleiben, was sie in den nächsten Jahren erleben und wo sie sich bewegen werden. Am 19. März feiert Fräulein Luise den Release ihrer ersten Single «Marie» mit einem Konzert im Helsinki in Zürich.
Fräulein Luise: Instagram: @fraeuleinluisee