Im Moods trifft man sich zur wöchentlichen Jam-Session. Sumanie Gächter

Improvisieren auf hohem Niveau

In der JazzBaragge kann man beim Jammen den Horizont erweitern.

1. März 2022

Improvisation und Interaktion, Ambiente und Alkohol: Das ist der JazzBaragge Wednesday Jam, welcher jeden Mittwochabend im Moods stattfindet. Der 2001 von Dave Feusi und Peewee Windmüller gegründete Event ist eine feste Grösse in der Zürcher Jazz-Szene. Er bietet die Gelegenheit, sich sowohl musikalisch als auch sozial mit anderen Musiker*innen auszutauschen. «Wenn es diesen öffentlichen Austausch nicht gibt, dann fehlt der Szene etwas», erklärt Feusi. Ausserdem helfe er, den Horizont zu erweitern: «Man kann hier Menschen kennenlernen, die man sonst gar nicht kennenlernen würde.» Das Publikum an diesem Abend ist divers. Das ist Feusi wichtig: «Es sollen alle Musiker*innen kommen. Erfahrene, Dozierende und Schüler*innen begegnen sich bei den Jam Sessions auf Augenhöhe.»

Dabei beginnt jeder Mittwochabend gleich: Die Jam-Band spielt ein Intro-Set bestehend aus Jazz-Standards, die im Voraus geprobt wurden. Zuerst kommt das Thema, die ursprüngliche Melodie des Stücks. Danach erfinden die Musiker*innen über die gleichen Harmonien eine neue Melodie. Sobald die Eröffnungsband ihr letztes Stück gespielt hat, beginnt der Pianist Leandro Irarragorri die eigentliche Jam-Session. Ab jetzt kann jede Person auf die Bühne gehen und selber spielen. Nach einigen Songs gesellt sich ein Gitarrist dazu, später wechselt der Schlagzeuger. Auch hier gilt der für Jazz-Jams typische Ablauf. Zuerst das Thema, danach die Improvisation. Sobald ein Solo fertig ist, gibt man mit einem Kopfnicken an die nächste Person weiter. Den anderen zuzuhören ist dabei genauso wichtig wie das Selberspielen. «Der Jam soll lebhaft sein, es soll eine Interaktion stattfinden – wie bei einem Gespräch», sagt Feusi. «Es ist befremdend und am Thema vorbei, wenn jemand an einem Jam ausschliesslich über sich erzählt und somit nur für und mit sich selbst spielt.»

Mut und Übung sind gefragt

Fast genauso wichtig wie die Kommunikation auf der Bühne ist am Wednesday Jam das gemeinsame Diskutieren. Dave Feusi beschreibt das so: «Bei Jam Sessions kann man Menschen kennenlernen und ein Netzwerk aufbauen. Man tauscht sich vor allem aus. Ein Austausch, der nicht nur auf der Bühne stattfindet, sondern auch an der Bar.» Man erzähle sich beispielsweise von Projekten, die man gerade plant oder durchführt, und unterhalte sich über musikalischen Vorlieben. Was dabei jedoch auffällt: Männer sind an diesem Abend deutlich in der Überzahl. Keine einzige Frau hat die Bühne betreten.

Grundsätzlich ist die Stimmung am Jam sehr angenehm. Die Menschen sind offen und es ist einfach, an der Bar Gespräche zu führen – nicht nur über Jazz. Viele kommen regelmässig und haben Freundschaften geschlossen. Leandro erklärt seine häufigen Besuche so: «Die Freude am Spiel steht für mich im Zentrum. Am Mittwochabend kann ich hier alles rauslassen.» Doch im Zentrum sei immer noch die Musik. Das musikalische Niveau ist auf der Bühne den ganzen Abend über sehr hoch. Wer selber auf die Bühne will, braucht deshalb Mut, Übung und vor allem die Fähigkeit, anderen zuhören zu können. Der Besuch lohnt sich aber auf jeden Fall – gerade auch für Zuhörer*innen.

Die JazzBaragge Wednesday Jam findet jeden Mittwoch im Moods statt.

Der Einlass ist um 20.30 Uhr.