Anekdoten auf Züridütsch
Podcast — Die Podcast-Szene im Schweizer Dialekt ist nicht sehr vielen bekannt. Fragt man eine Person auf der Strasse, so könnte sie wohl höchstens Podcasts von grossen Medienhäusern, wie etwa NZZ Akzent, nennen. «Gurk vo dä Wuchä» ist einer der wenigen Schweizer Podcasts, der seit 2018 unabhängig produziert wird. Darin erzählt die Autorin und Sprecherin, die sich selbst «Gurkä» nennt, von ihren Beobachtungen im Alltag. Diese spinnt sie dann im Stil von Kurzgeschichten weiter. Jede der wöchentlichen Folgen behandelt dabei ein spezifisches Thema. Mal geht es um die Deutung von Träumen (Folge «Träum»), mal darum, wie man Geruch messen kann («Olf») oder dass man eine Frau doch einfach nicht mehr fragen solle, ob sie schwanger sei («Uschaflig unverschämt»). Zu den Tagebuch-ähnlichen Erzählungen gesellt sich von Zeit zu Zeit ein modernes Märchen, etwa über den Leuchtkäfer, den die moderne Technik stört («Dä Bobby d Lüchtä»).
«Gurkä» erzählt, wie der Titel des Podcasts vermuten lässt, auf Schweizerdeutsch, genauer auf Zürichdeutsch. Sie benutzt typische Dialektismen wie «gäbig» («Hirnschrumpfis») oder «Tannli» («Schtrassenäme»). Durch diesen schweizerdeutschen Charme sowie die angenehme Erzählstimme von «Gurkä» taucht man ein bisschen in eine andere Welt ein. Deshalb lassen sich beim Zuhören «Gurkäs» Gedankengänge gut weiterführen und man kann sich eine eigene Meinung zu den angesprochenen Themen bilden. Schliesslich ist es genau das, was der Podcast macht: durch witzige und unterhaltsame Anekdoten zum Denken anregen.
Der Podcast bedient sich der Genre Comedy und Cabaret, wird aber manchmal auch fast ein bisschen philosophisch. Warum ist unsere Welt so, wie sie ist? Warum funktionieren Dinge in einer gewissen Weise und nicht anders? Warum sind manche Menschen so anstrengend? «Gurkä» versucht, diesen Fragen gemeinsam mit den Zuhörer*innen auf den Grund zu gehen. Dank der Länge von zehn bis zwanzig Minuten eignet sich eine Episode gut für eine kurze Pause. So bietet der Podcast sowohl Denkanstösse als auch Gelegenheit zum Abschalten. Driilose lohnt sich!