Hannah Sophie Schmitt

Fantastische Welten und erfundene Sprachen

31. Oktober 2021

Werk — Fans dürften sich freuen, im September 2022 in die Herr-der-Ringe-Welt zurückkehren zu können. Dann nämlich wird sich eine neue Serie auf Amazon Prime dem Fantasy-Epos widmen. Zeit, das Werk von John Ronald Reuel Tolkien zu rekapitulieren – so schafft man es gerade noch, die Bücher bis zum Start der Serie zu lesen.

J.R.R Tolkien hatte die Geschichte des kleinen Hobbits ursprünglich seinen Kindern erzählt, bevor er sich entschied, sie mit seiner Mythologie zu verbinden. Eigentlich wollte er nur seine selbst erfundenen Sprachen erweitern, indem er diese durch fiktive Figuren sprechen liess. Daraus entwickelte sich ein komplexes System aus Völkern und Wesen, Epochen und Mythen – dies war die Geburtsstunde von «Mittelerde », einem erfundenen Planeten, auf dem sich die meisten seiner Fantasiewerke abspielen. Tolkien wurde 1892 als Sohn englischer Eltern in Südafrika geboren. Bereits früh zeigte er ein ausgeprägtes Interesse an Sprachen und erfand selber welche. Dank eines Stipendiums konnte er in Oxford studieren. Er heiratete, der erste Weltkrieg brach aus und er wurde einberufen. Nach dem Krieg unterrichtete er als beliebter Lehrer unter anderem englische Sprachgeschichte, danach als Professor in Oxford. Er verstarb am 2. September 1973.

«Pedo mellon a minno» – dieser Satz brachte eine Figur, den Zauberer Gandalf, beinahe zur Verzweiflung. Übersetzt bedeutet er «Sprich Freund und tritt ein», er ziert die Tore des Zwergenkönigreichs Moria. Das Besondere an Tolkiens Sprachen ist, dass er nicht Codierungen verwendete, sondern eigenständige Sprachsysteme mit eigenem Alphabet und eigener Grammatik erarbeitete. Als wäre das Erschaffen einer Sprache noch nicht genug, hat Tolkien gleich mehrere kreiert, die alle miteinander verzweigt sind und sich gegenseitig beeinflussen.

Mittelerde ist kein fremder Planet, sondern unser eigener. Tolkien griff sich Modelle aus der realen Welt heraus und verankerte sie in Mittelerde. So haben das Auenland und Hobbingen ihren Ursprung in England, genauer gesagt in einem kleinen Dorf namens Sarehole. Dieses diente als Inspiration für die Landschaft der erfundenen Welt. Auch die Hobbits erinnern an die damalige Bevölkerung von Sarehole. Diese waren einfache, genügsame Bauern, die das Essen und Feiern mochten. Es liegt auf der Hand, auch die Handlungen seiner Werke hinsichtlich des damaligen Zeitgeschehens zu interpretieren, jedoch lehnte Tolkien eine solche Interpretation oder entsprechende Allegorien vehement ab. Die Verfilmungen von «Der kleine Hobbit» sowie von «Der Herr der Ringe» wurden mehrfach ausgezeichnet. Nicht zuletzt ist das wohl der bildgewaltigen Arbeit von Regisseur Peter Jackson zu verdanken. Lange Zeit galten Tolkiens Werke nämlich als unverfilmbar. Auch wenn die Filme mit je bis zu vier Stunden eine sehr lange Laufzeit haben, bleibt die Spannung über alle Teile stets erhalten.

Tolkiens Werk grenzt schon fast an Wahnsinn. Mehrere Dutzend Werke hat er verfasst, deren meisterhafte Verknüpfungen und Komplexitäten kaum zu begreifen sind. Tolkiens Schreibstil zeichnet sich durch einen schweren und sehr akribisch beschreibenden Stil aus, was das Werk zu einer keinesfalls leichten Lektüre macht. Jedoch weisen Tolkiens Werke gerade solch einzigartige Merkmale auf, dass wenige andere Fantasy-Bücher dagegen ankommen. Deshalb lohnt es sich, sei es durch Film oder die Bücher, in Tolkiens vielschichtige Welt einzutauchen. Aber Achtung, wer einmal in den Tolkien-Bann geraten ist, wird sich so schnell nicht mehr losreissen können.

Das Werk von J.R.R. Tolkiens ist in verschiedensten Ausgaben im Buchhandel erhältlich.