Dabbavelo-Kurier*innen sind seit April 2020 auf den Strassen Zürichs unterwegs. Dabbavelo

Lieferdienst mit Fairness-Flair

Dabbavelo erhielt durch die Pandemie Aufschwung. Was unterscheidet sie von der Konkurrenz?

18. Mai 2021

Grosse Lieferdienste wie Eat.ch, Uber Eats und Smood standen schon vor der Pandemie unter Beschuss. Grund dafür sind die umstrittenen Arbeitsbedingungen und Anstellungsformen der Fahradkurier*innen. Zudem werden die Konditionen für die Restaurantbesitzer*innen regelmässig kritisiert, denn die etablierten Lieferdienste kassieren bis zu 30 Prozent des Menü-Preises der Restaurants. Auch die Umwelt ist negativ betroffen: Zwar werden die Lieferungen üblicherweise per Velo ausgeliefert, doch die meisten Verpackungen bestehen aus Einwegplastik und Aluminiumfolien.

«Jede*r kann’s besser machen», so wirbt Dabbavelo für seine Geschäftsidee, bei der Gerichte in wiederverwendbaren Behältnissen an Kund*innen ausgeliefert und bei der nächsten Bestellung wieder eingesammelt werden. Auch Kurier*innen und Restaurants sollten fair behandelt werden. Macht es Dabbavelo aber wirklich besser?

Ökologische Essensbehälter

Der Name des Unternehmens stammt von den Dabbawalas aus Mumbai. Das sind Fahrradkurier*innen, die Büroangestellten ihr Mittagessen an den Arbeitsplatz liefern. Das Essen transportieren sie in Metallbüchsen, sogenannten Dabbas. Aus Metall sind die Behältnisse des Zürcher Start-Ups nicht, dafür aber aus Polypropylen. Bis zu 200-mal kann man sie verwenden und schon nach dem zehnten Gebrauch seien sie umweltfreundlicher als die in der Branche üblichen Einwegverpackungen, sagt Dabbavelo. Fraglich bleibt, ob die Kunden*innen die sogenannten Dabbas auch zurückgeben und sie so wirklich zehnmal benutzt werden. «Grundsätzlich funktioniert das System», meint Mike Diaz, Mitgründer und Verkaufsleiter von Dabbavelo. «Es bleiben etwas mehr Dabbas bei den Kund*innen, als wir es uns wünschen würden. Es ist eben ein Prozess, an den man sich erst gewöhnen muss.» Durch ein Crowdfunding sammelte das Unternehmen 33’000 Schweizer Franken für den Ankauf weiterer Dabbas. Diese grosse Anzahl von Behältern braucht Dabbavelo, denn jedes zusätzliche Restaurant im Angebot verlangt nach neuen.

Bessere Arbeitsverhältnisse

Die Fahrradkurier*innen des Start-Ups sollen bessere Konditionen geniessen als ihre Kolleg*innen bei der Konkurrenz. Anstatt einer Bezahlung pro zurückgelegtem Kilometer, wie bei Uber Eats, bekommen die Zürcher Dabbawalas einen fixen Stundenlohn und eine Krankenversicherung. Anteile des Gehalts sind zudem für Krankentage bestimmt. Weiter gibt es für die Kuriere Zulagen für die Abnutzungskosten der Velos. Fixanstellungen gibt es hingegen auch bei Dabbavelo keine, und auch Fahrräder werden in der Regel keine bereitgestellt. Das geschehe «aus Gründen der Flexibilität», wie Diaz erklärt. Für welche Restaurants Dabbavelo liefert, entscheiden Mike Diaz und sein junges Team sorgfältig. Grosse Restaurantketten sind nicht dabei, das würde ihrem Prinzip widersprechen. «Wir machen uns mit Qualität, Freundlichkeit und Nachhaltigkeit konkurrenzfähig», sagt Mike Diaz. Die Pandemie half Dabbavelo dabei, schneller Restaurants für ihren Service zu gewinnen, wie Diaz bestätigt: «Viele Restaurants haben nie an Heimlieferungen gedacht, weil sie zuvor schon ausgelastet waren. Die Krise verändert das, weil nun vermehrt der Bedarf entsteht, sich dieses zusätzliche Standbein aufzubauen.» Ob Dabbavelo sich inmitten der Konkurrenz weiter etablieren kann, wird sich zeigen. Eine Erweiterung des Liefergebiets in die Agglomeration Zürichs ist geplant.