Gedankensprünge

Kolumne

18. Mai 2021

Die teuerste Zeit läuft auf der Parkuhr, am schnellsten tickt die Zeit auf Tik- Tok und die wildeste Zeit hat man in seinen 20ern. All diese Zeiten sind für den Studierenden kaum relevant: Als ÖV-Verfechter parkt er sein Bird/Tier am Bellevue. Ein eigenes Auto ist nicht in Sicht und für TikTok sind wir Studis zu alt. Bleiben noch Studiparties oder eben: die wilden 20er. Doch auch die bleiben derzeit hartnäckig fern. Welche Zeiten kennen also Studis? Einerseits die ungünstigste Zeit – zum Lernen, versteht sich. Diese beginnt wenige Minuten nach dem letzten Mensa-Bissen. Bekannt als das Pasta- oder Food- Koma, endet es dramatisch in Verdauungsnicker- chen. Früher fand dieses im Schlafraum in der Unikuppel statt. Gestern, heute und morgen müs- sen wir stattdessen mit der Bürostuhllehne Vor- lieb nehmen. Im Schlaf verschwindet die Zeit dann komplett und findet ihre Stimme erst mit dem Handywecker wieder. Nicht zu vergessen ist auch die beste Zeit. Sie folgt unmittelbar auf den Klick beim Abschicken einer Prüfung oder eines «Arbeit.wirklich. Endversion.4.fertigfertig.docx». Diese Zeit über- rollt uns wellenförmig. Erst die Welle der Erleich- terung, dann die Glücks-Welle, die Energie-Welle, die Dankbarkeits-Welle und zum Ausklang die Gönnungs-Welle. In letzterer bewegt man sich dann bereits zielstrebig zur Belohnung auf die Schokoladen-Reste zu. Fazit? Die ungünstigste und die beste Zeit kennen keine Einheiten wie Stunden und Minuten. Sie lassen sich vielmehr an Spaghetti-Längen und Schokolado-Metern messen. Die Zeit wurde zum Bauch-Gefühl.

Gedankensprünge aus dem Corona-Alltag von unserer Kolumnistin Kate Maier