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Eine Hommage an Bhutan

«Lunana: A Yak in the Classroom» von Pawo Choyning Dorji ist ab dem 20. Mai in den Kinos zu sehen.

18. Mai 2021

Film — Bhutan. Ein dünn besiedeltes Königreich im Himalaya-Gebirge, so gross wie die Schweiz. Hier spielt der Film «Lunana» im gleichnamigen Dorf auf über 3000 Metern Höhe. Denn dorthin wird Ugyen (Sherab Dorji) beordert, um an der weithin einzigen Schule zu unterrichten. Der junge Lehrer macht sich nur widerwillig auf den beschwerlichen Weg. Sein eigentlicher Traum: Auswandern, um als Sänger durchzustarten. Doch in Lunana angekommen, beginnt allmählich der Zauber dieser unberührten Welt und ihrer Menschen zu wirken. Der arrogante Städter, der erst in der Abgeschiedenheit der Provinz seine Läuterung findet: Der Verdacht des Klischee-Kinos liegt da nicht weit. Tatsächlich muten die Dialoge bisweilen allzu konstruiert an. Etwa wenn aus dem Mund eines Kindes der Satz «Ein Lehrer berührt die Zukunft» fällt, dann wird an der nächsten Szene szenisch daran angeknüpft – Dramaturgie nach Lehrbuch. Doch Pawo Choyning Dorjis Spielfilm birgt durchaus dokumentarischen Wert. Der Drehort ist das reale Lunana, dessen Einwohner*innen sind tatsächlich die Darstellenden: Fiktion und Wirklichkeit fallen hier zusammen. Auch die gezeigte intakte Bergwelt ist nicht bloss Stuckatur. So hat sich Bhutan dem nachhaltigen Wachstum verschrieben: Der Tourismus ist kontingentiert, das Bruttonationalglück in der Verfassung verbrieft; selbst die CO2-Bilanz ist nicht nur ausgeglichen, sondern negativ. Der Film weist aber über Lunana oder gar Bhutan hinaus. Denn er zeigt beispielhaft Kultur und Alltag einer ganzen Weltregion. Tibet, Ladakh, Mustang und eben Bhutan liegen auf einer gewaltigen Landmasse, die sich tausende Meter in die Höhe erhebt. In diesem hochasiatischen Klima wird selbst der Yak-Dung als kostbarer Brennstoff verwertet. Hier flattern bunte Gebetsfahnen an den Pässen, werden Mantras gemurmelt und Stupas, buddhistische Meditations-Gebäude, umrundet. Die Kamera fängt diesen Zauber in weiten Einstellungen ein. Ein grüner Teppich überzieht die Talsohle. Die Berge, mächtig und stumm, wachen zu allen Seiten. Seltsam entrückt und tröstlich zugleich wirken diese Bilder.