Ein Zine, das viele Sprachen spricht
Die zwischentext-Zines kann man über ihr Instagram-Profil oder bspw. im Print Matters kaufen.
Print — Zines sind eine Low-Budget-Variante der Eigenpublikation. Die Auflagen bleiben klein und das Papier meist unbeschichtet. So werden Kosten gespart und das Augenmerk wird auf den Inhalt gerichtet. Diese bescheidene Form der Selbstverwirklichung scheint wie gemacht für finanziell gebeutelte Studierende, die ihre Ideen auf Papier bringen wollen. Im Dezember des letzten Jahres veröffentlichten die vier Studierenden Artan Islamaj, Dafina Salihu, Leah Barnes und Valentin Tippmann die erste Ausgabe ihres Zines «zwischentext». Keine*r der Gründer*innen des Kollektivs brachte spezifische Erfahrungen in der Eigenpublikation mit. Nach einem spontanen Open- Call-Post auf dem frisch eröffneten Social-Media-Account und erfolgreich absolviertem Crashkurs in Layout-Gestaltung machten sich die vier ans Werk. «Wir bringen uns das Meiste selbst bei», erklärt Valentin Tippmann ihre Zusammenarbeit. Die fehlende Erfahrung hat sie nicht davon abgehalten, ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Die erste Ausgabe versammelt neben Collagen, Fotografien und einem Kreuzworträtsel überwiegend geschriebene Beiträge zum Thema «Heimat». Unter vielen deutschen und englischen Arbeiten gibt es auch einige anderssprachige Texte zu lesen: Ein Gedicht, das sowohl auf Englisch als auch auf Urdu und Hindi abgedruckt wurde, und zweisprachige Beiträge auf (Schweizer-)Deutsch und Albanisch, die von den Mitgründer*innen Artan und Dafina selbst stammen, sind nur zwei Beispiele. Insgesamt sind in der Ausgabe dreizehn verschiedene Sprachen mit Texten repräsentiert. «Mit diesem ersten Thema ist uns ein eleganter Einstieg gelungen, mit dem die Wichtigkeit der Multilingualität unseres Zines betont wird», sagt Artan Islamaj. Beim Durchblättern der Seiten wird klar: Hier wurde für Sprachen, die in der Schweiz nur von Minderheiten gesprochen werden, aktiv Platz gemacht. Und das ist immer noch ungewohnt. Die Mehrsprachigkeit steht damit aber nur vermeintlich im Widerspruch zur Ambition des Kollektivs, Beiträge aus Zürich und der umliegenden Region zu veröffentlichen. Die Vielfalt der Beiträge versinnbildlicht die Realität eines Zusammenlebens von Menschen mit verschiedensten Zugehörigkeitsempfindungen, von der wir hier in der Schweiz alle Teil sind. Dazu gehören auch die viel diskutierten Sprachbarrieren, die sich im Zine jedoch so gar nicht wie Hürden, sondern eher wie Chancen auf Einblicke in andere Kulturen anfühlen.
Auch der Fokus der aktuellen zweiten Ausgabe ist kein Leichtes: Die Rede ist vom Tod und Sterben. «Das ist ein Thema, das deine Gesprächspartner*innen am Tisch verstummen lassen könnte. Dabei gibt es so viel dazu zu sagen», sagt Leah Barnes und betont die Wichtigkeit, Tabuthemen nicht Tabu sein zu lassen, sondern das Schweigen über sie zu brechen. «Vielleicht liest eine Person, die sich gerade mit dem Tod und seinen unliebsamen Folgen auseinandersetzen muss, unser Zine und fühlt sich dadurch verstanden», ergänzt sie. Denn das sei das Ziel des Kollektivs: Das Zine soll ein Gefühl der Verbundenheit bei den Leser*innen erwecken und aufzeigen, dass auch Menschen, mit denen wir im ersten Moment kaum etwas gemeinsam zu haben scheinen, sich mit denselben Themen und Schwierigkeiten auseinandersetzen wie wir selbst. So möchte das zwischentext-Kollektiv gesellschaftliche Abgründe und Abgrenzungen überbrücken und soziale Bubbles mit der Nadel zum Platzen bringen.