Quo vadis, Irchel?
Die über vierzig Jahre alten Irchel-Gebäude benötigen eine grundlegende Erneuerung und Sanierung.
Die Gebäude auf dem Irchel sind in die Jahre gekommen und bedürfen einer vollkommenen Erneuerung. Vom Kanton wird die Universität in Zukunft jährlich ungefähr 200 Millionen Franken für Bauvorhaben erhalten. Bereits die Instandhaltung aller bestehenden Gebäude kostet 40 Millionen jährlich, ein Grossprojekt wie der Bau des Forums im Zentrum 80 bis 100 Millionen. Daneben ist kein weiteres Grossvorhaben möglich. Deswegen musste die Universität ein Konzept erstellen, um die grossen Projekte in Zentrum und Irchel nacheinander zu verwirklichen. Was ist seither geschehen?
Die Universität wächst
Bereits Ende der 1990er musste die Universität als Notlösung Gebäude in Oerlikon und Schlieren anmieten. Da ein so verstreuter Campus nicht ideal ist, sollen die beiden Standorte in der Zukunft auf den Irchel zurückgeholt werden. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät konnte in den letzten zehn Jahren sogar ein Wachstum von 45 Prozent verzeichnen. Das erfordert mehr Platz und vor allem mehr Laborfläche. «Büros können wir mieten, Labore nicht. In Zürich zumindest gibt es keinen Markt für Labore», erzählt François Chapuis, der Direktor für Immobilien und Betrieb an der Universität Zürich. Dies wird erst nach der Sanierung des Irchels möglich sein, denn darauf liegt der Fokus in den nächsten zwanzig Jahren. Vor allem die veraltete zentrale Gebäudetechnik muss angegangen werden, sonst könnte es zu kritischen Teilausfällen kommen.
Was steht an?
Gerade fertiggestellt wurde als Erstes das Gebäude “Universität Zürich Irchel 5” (UZI 5) auf dem hinteren Teil des Irchel-Campus. In diesen zusätzlichen Gebäudekomplex kann jeweils der Betrieb eines anderen Gebäudes verlegt werden, so dass dieses zur Sanierung freisteht. Anfang August wird das Institut für Chemie von UZI 1 in UZI 5 umziehen. «UZI 5 ist flächenmässig eins zu eins ein Ersatz für UZI 1, aber innen eine ganz andere Welt», meint François Chapuis. Statt der alten Laborinfrastruktur aus den 1970ern steht den Chemiker*innen neuste Technik zur Verfügung. Nach dem Umzug ins UZI 5 konzentriert sich die Universität bis 2028 auf den Bau des Forum UZH. Danach wird der Bau der sogenannten Silhouettenbauten auf dem Irchel in Angriff genommen. Sie werden als Erstes zu sehen sein, wenn man vom Milchbuck kommt, und «die Silhouette des gesamten Campus neu definieren», so Chapuis. Zukünftig werden sie unter anderem die zentrale Gebäudetechnik betreffend Wärme, Kälte, Licht, Luft und Wasser enthalten, die sich momentan in UZI 1 befindet. Erst sobald sie stehen und die Technik ersetzt wurde, kann UZI 1 saniert werden. Fertiggestellt werden sie bis spätestens 2033.
Zwischennutzung durch die Kantonsschulen
Während die Universität mit dem Bau des Forum UZH und der Silhouettenbauten beschäftigt ist, können Teile des leeren UZI 1 ab 2023 von den drei Kantonsschulen Zürich Nord, Rämibühl und Freudenberg/Enge zwischengenutzt werden. Solange die Schüler*innen im Irchel zur Schule gehen, können die Schulhäuser renoviert werden. Bedenken kamen auf, dass dadurch das Verkehrssystem am Irchel überlastet wird. Das sei aber nicht der Fall, soFrançois Chapuis. «Die VBZ konnten nachweisen, dass dies bis Mitte der 30er-Jahre kein Problem sein wird», beschwichtigt er. Sobald die Kantonsschulen 2033 wieder ausgezogen sind, können die restlichen Gebäude saniert werden. Mitte der 2040er-Jahre wird die notwendige Sanierung des Irchels abgeschlossen sein. Erst dann gibt es auf dem Irchel wieder Handlungsspielraum für grosse Projekte die über Erneuerung hinausgehen.