Der Berufseinstieg wird schwieriger
Die Jugendarbeitslosigkeit ist wegen des Coronavirus gestiegen. Ein neues Programm der UZH Career Services soll Studis besser unterstützen.
In ihrem neuesten Bericht, «COVID-19 and the world of work», präsentiert die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) die Auswirkungen von COVID-19 auf die globalen Arbeitsmärkte. Der Bericht schlussfolgert, dass insbesondere jüngere Menschen von 15 bis 24 Jahren stark tangiert sind. Der Beschäftigungsverlust beträgt in dieser Altersklasse 8,7 Prozent, während er bei Erwachsenen 3,7 Prozent ausmacht. Neben dem Verlust von Arbeitsplätzen verzögere sich auch bei dieser Altersgruppe der Eintritt in das Erwerbsleben. Ursula Renold, Professorin für Bildungssysteme an der ETH, bestätigt das: «In erster Linie sind die Abschlussklassen einer Berufslehre, aber ebenso Studierende betroffen. Die Jugend ist auf dem Arbeitsmarkt meist stärker von einer wirtschaftlichen Krise betroffen als erfahrenere Arbeitnehmer*innen.» Ohnehin sei zu beobachten, dass Absolvent*innen seit mehreren Jahren einen schwierigeren Einstieg in den Arbeitsmarkt hätten. Laut Renold sei das oft auf eine fehlende Arbeitsmarkt-Erfahrung zurückzuführen. Dies wiederum führe zur zeitaufwändigeren Jobsuche.
Zahl der Arbeitslosen stieg bedenklich
Renold und eine weitere Wissenschaftlerin erforschten in einer Fallstudie die Effekte von Berufserfahrung auf die Chancen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Jobsuche für Hochschulabsolvent*innen ohne abgeschlossene Berufslehre rund fünf Monate dauert. Hochschulabsolvent*innen mit Berufsausbildung benötigen rund drei Monate für die Stellensuche. Gemäss Erhebungen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) gab es im Januar dieses Jahres schweizweit 169'753 Arbeitslose, die bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) gemeldet waren. Damit betrug die Arbeitslosenquote rund 3,7 Prozent, 1,1 Prozentpunkte mehr gegenüber dem Vorjahr. Renold bezeichnet diesen Anstieg als bedenklich und bestätigt, dass dieser mitunter eine Folge der Corona-Massnahmen sei. Zudem ergänzt sie: «Die Jugendarbeitslosigkeit ist saisonal bedingt und im letzten Quartal des Jahres wegen den Lehr- und Studienabschlüssen immer höher. Doch sie erholt sich nach einigen Monaten.» Zurzeit sei es jedoch aufgrund der Ungewissheit über den Verlauf der Pandemie schwierig, Prognosen zu treffen.
Neue Online-Angebote für Studis lanciert
Seit April letzten Jahres bieten die Verantwortlichen der UZH Career Services für Studierende, die kurz vor dem Abschluss stehen, das «Career Empowerment Program» an. Mittlerweile startet das Programm jeden ersten Montag des Monats. Das Angebot wurde im Rahmen der «UZH Career Readiness Initiative» lanciert und soll Hochschulabsolvent*innen in Zeiten der Pandemie bei ihrem Berufseinstieg unterstützen. «Die Idee war, die Studierenden abzuholen und etwas online anzubieten, wo möglichst viele Studierende aller Fakultäten und aller Stufen mitmachen können», sagt Sandra Läderach Biaggi, Leitung Beratung bei den UZH Career Services.
Gut vorbereitet auf Stellensuche gehen
Während sieben Wochen erhalten die Teilnehmenden montags eine E-Mail mit Informationen, einer Aufgabe und der Einladung zum Webinar. Dabei ist jede Woche einem Ziel gewidmet. So dient beispielsweise eine Phase der Organisation der eigenen Dokumente und der Planung, andere fokussieren sich auf den Lebenslauf oder auf Berufsnetzwerke wie LinkedIn oder Xing. Die Verantwortlichen der einzelnen Wochen stammen nicht nur aus den Reihen der UZH Career Services, auch externe Expert*innen unterstützen die Durchführung des Programms. Trotz erschwerter Bedingungen ist Läderach Biaggi überzeugt, dass es sich für Absolvent*innen auf Jobsuche lohnt, sich zu engagieren und geduldig zu sein. Zudem empfiehlt sie Networking: «Versucht mit Leuten in Kontakt zu treten, etwa über Jobnetzwerke und virtuelle Anlässe wie unseren JobHub oder die Long Night of Careers. Sagt anderen Leuten, dass ihr eine Stelle sucht, trefft Leute zum virtuellen Kaffeetrinken und fragt, wie sie an ihre Stelle gekommen sind.» Denn gerade jetzt rentiere es sich, gut vorbereitet auf Stellensuche zu gehen. Der jüngste Bericht der ILO prognostiziert Anzeichen einer Erholung in der zweiten Hälfte dieses Jahres, wenn die Impfprogramme greifen werden. Zwar sei es schwierig, Vorhersagen für den Berufseinstieg im Herbst zu treffen, da Faktoren wie die Dauer des Kurzarbeitsregimes oder die Möglichkeit einer dritten Pandemie-Welle Einfluss darauf haben. Dennoch betont Renold, dass die Krise auch Chancen mit sich bringt: «Wir haben alle im letzten Jahr einen enormen Zuwachs an Knowhow im Umgang mit Technologien erfahren. Das wird sowohl die Bildungs- als auch die Beschäftigungslandschaft nachhaltig prägen, und gerade das sollte die nächste Generation von Talenten nutzen.»