Die Band in diesem Album zu einem handfesten Garage-Rock gefunden. JPD

Charmante Explosionen

26. Oktober 2020

Album — Die Osees (einst bekannt als Orinoko Crash Suite, OCS, Orange County Sound, The Ohsees, Thee Oh Sees oder Oh Sees) sind eine umtriebige Band. Mit wechselnden Musiker*innen veröffentlicht der ehemalige Coachwhips-Frontmann John Dwyer meist gleich mehrere Alben pro Jahr und tourt nah und fern. Seit 2003 hat die Band mehr als zwanzig Studioalben veröffentlicht und dabei von der eher halbherzigen Psychedelik der frühesten Alben zu einem handfesten Garage-Rock mit starkem Punk- und Krautrock-Einschlag gefunden.

Die ersten drei der fünf Songs auf dem neuen Album «Metamorphosed» sind treibende Garage-Rock-Hammerschläge, die allesamt unter der Zweiminutenmarke bleiben, charmante kleine Explosionen, denen man gerne verzeiht, dass sie vor allem von zwei oder drei rhythmischen Ideen und dem hohen Tempo leben. Der rumpelige Hardcore-Punk des Openers «Saignant» gibt als Weckruf sein Bestes, während der zweite Track «Electric War» versucht, sich mit seinem Gitarrenröhren selbst zu überbieten, was nicht übel gelingt. Den ersten Höhepunkt markiert das hysterisch kreisende «Weird and Wasted Connection», ein schmieriges Grinsen zu Musik geronnen.

Mit bloss zwei verbleibenden Songs kommt das Album dennoch auf 43 Minuten Laufzeit: «The Virologist» ist ein viertelstündiges Krautrock-Pastiche, das ein wenig zu ziellos und ohne die zähe Dichte der restlichen Tracks vor sich hindudelt. Die merkliche Spielfreude der Osees wird zum zweischneidigen Schwert, sobald man den Eindruck bekommt, dass hier fast nur der Witzeerzähler selber lacht. «I Got A Lot», der fiebrige Schlusstrack, nimmt mehr als 23 frenetisch zuckende Minuten in Anspruch und klingt, als hätte man einen lose verspielten, aber hypnotischen Funk-Jam in ein absurdes Rock-Idiom überführt, so selbstbewusst und lustvoll gespielt, als gelte es 50 Jahre nach Gruppen wie Ash Ra Tempel oder Can in dieser Hinsicht noch Neuland zu betreten. Nicht jedes Stück auf «Metamorphosed» ist mehr als die Summe seiner Einflüsse, aber wo die Rechnung aufgeht, ergeben sich genügend Momente zähneknirschender Intensität, dass man nicht kleinlich sein mag.

«Metamorphosed» von den Osees ist am 16. Oktober erschienen.