Im Sogar Theater begegnen sich Besucher*innen und Schauspieler*innen auf Augenhöhe. zVg

Sprache malt die schönsten Bilder

Das Sogar Theater widmet sich allen sprachlichen und literarischen Facetten.

25. Oktober 2020

Versteckt in einem Innenhof an der Josefstrasse im Kreis 5 befindet sich das Sogar Theater. Kaum hat man es betreten, überzeugt es mit seiner Schlichtheit und Gemütlichkeit. Das Theater verfügt über eine behagliche Bar und verzichtet im Gegensatz zu anderen Theaterhäusern auf eine erhöhte Bühne. Seit seiner Gründung im Jahre 1998 bezeichnet sich das Sogar Theater als literarisches Theater. Im Programm finden sich zeitgenössische Theaterstücke und Spoken-Word-Performances. Diese Ausrichtung macht es einzigartig. Seit der Übernahme durch Ursina Greuel und Tamaris Mayer vor zwei Jahren richtet es sich zudem zunehmend zeitgenössisch aus.

Verzicht auf aufwändige Requisiten

Die Bilder in den Köpfen der Zuschau-er*innen sollen über die sprachliche Ebene entstehen, weswegen die Stücke aufwändige Bühnenbilder und Requisiten verzichten. Das Wort soll dabei förmlich zum Leben erweckt werden, nicht nur in Form des Geschichtenerzählens, sondern auch durch die Rhythmik der Sprache. Zu sehen war dies in der vergangenen Produktion «REDENsingen», in der berühmte Reden zum Thema Menschenrechte, etwa von Jean Ziegler oder Malala Yousafzai, musikalisch vertont und weitergesponnen wurden. Doch auch andere Aspekte der Sprache sind dem Sogar Theater wichtig: «Obwohl wir in einer multikulturellen Gesellschaft leben, hört man auf der Theaterbühne nicht oft gebrochene oder unperfekte Sprachen oder ein Deutsch, das jemand erst vor fünf Jahren gelernt hat», erklärt Tamaris Mayer. Das wollen sie ändern.

Um Sprache in all ihren Facetten zu beleuchten, setzt das Team stark auf den Dialog. Sie suchen dazu aktiv das Gespräch mit den Zuschauer*innen. Dies manifestiert sich auch physisch durch die nicht vorhandene Bühne: Sie arbeiten auf Augenhöhe mit dem Publikum, aber auch innerhalb des Teams – von Schaupieler*innen bis Techniker*innen verdienen nämlich alle gleich viel. Regelmässig halten sie Publikumsgespräche in der Bar ab. «Diese Tradition soll auch in Zukunft beibehalten werden, es entstehen immer sehr schöne Momente», sagt Tamaris Mayer.