Trotz neuen Buchungssystems müssen Studis weiterhin warten. Sarah Baur

Modulbuchung: Hoffen auf die Gunst des Algorithmus

Die Modulbuchung der Uni ist seit jeher problembelastet. Bringt das neue System Besserung?

20. September 2020

Im Laufe ihres Studiums gewöhnen sich die meisten Studierenden an das Chaos Modulbuchung. Bisher war dieses Ereignis ein erbitterter Wettkampf um die beliebtesten Module. Wenn man sich dabei auf eines verlassen konnte, dann darauf, dass die Buchungsplattform mindestens einmal zusammenbrach. Danach hiess es für alle nur noch Warten.

Dies soll sich mit dem neuen System ändern, das vom Informatik-Support der Uni Zürich als «virtueller Wartesaal» bezeichnet wird. Das Vorgehen sei so, wie wenn man sich bei Beginn um 10 Uhr in eine virtuelle Warteschlange vor dem Postschalter einreihen würde, sagt Michael Brunner, Leiter der Abteilung Business Applications der Zentralen Informatik. Dabei gibt es jedoch einen klaren Unterschied: Die Studierenden haben nämlich keine Kontrolle darüber, an welcher Stelle sie in der «Queue» platziert werden. Die Reihenfolge wird durch einen Algorithmus bestimmt, der sie nach Zufallsprinzip in die Schlange einordnet.

Gespaltene Reaktionen

Nach der ersten Modulbuchung mit dem neuen System berichten die Studierenden von unterschiedlichen Erlebnissen. Viele sind erfreut, weil sie nicht mehr zwei Stunden lang vor dem Bildschirm sitzen müssen, um ihre Seminare und Vorlesungen zu buchen. Denn wer im vorderen Teil der Schlange platziert wurde, konnte tatsächlich schnell buchen und den eigenen Wunschstundenplan zusammenstellen. Andere wiederum sind unzufrieden. Wer nämlich an den schlechteren Positionen platziert wurde, konnte nicht mehr die gewünschten Module buchen, auch wenn man sich absichtlich früh eingeloggt hatte. Nun muss also der gesamte Stundenplan umgestellt werden.

Angesprochen auf diese potentielle Ungerechtigkeit erklärt Brunner: «Wir haben den Studierenden im Vorfeld mitgeteilt, dass frühes Anstehen vor dem Modulbuchungsstart um 10 Uhr für die Einreihung in der Warteschlange keinen Vorteil bringt.» Ausserdem beschreibt eine Studentin, dass das System kurz ausfiel. Der Grund dafür ist gemäss Brunner jedoch nicht direkt das neue System. In der Anfangsphase sei es bei einigen wenigen Nutzer*innen zu einer Fehlermeldung gekommen, die auf eine spezifische Browser-Konstellation zurückzuführen war und rasch behoben werden konnte.

Neues System bereits in Planung

Brunner ist mit dem virtuellen Wartesaal zufrieden: «Die zusätzliche Transparenz für die Studierenden und die optimale Steuerung der Userzahlen, welche sich in neuen Modulbuchungs-Rekordzahlen in den ersten 15 Minuten nach Buchungsbeginn zeigen, sehen wir als Fortschritt.» Neben Brunner konnten auch die Studis gute Erfahrungen verbuchen.

Trotzdem bleiben einige skeptisch. Es scheint, als müsse sich das neue System erst behaupten, wofür aber nur wenig Zeit bleibt. Im Rahmen eines Grossprojekts will die Uni bis zum Herbstsemester 2022 eine gänzlich neue Modulbuchungsplattform realisieren, die laut Brunner auf dem neusten Stand der Technik sein wird. «Das bisher geltende ‹first come, first served›-Prinzip für platzbeschränkte Module wird abgelöst. Künftig werden die Plätze in diesen Modulen nicht mehr direkt gebucht, sondern angefragt.» Am Ende des Anfrage-Zeitfensters soll das System dann anhand von fachlichen Kriterien und Quoten sowie Prioritäten der Studis ermitteln, wer einen Platz erhält und wer auf die Warteliste gesetzt wird. Ob dieses neue Prinzip erfolgreich sein wird, werden wir wohl erst im Herbst 2022 erfahren.