Das Magazin soll mehr Sichtbarkeit in der jungen Kunstszene schaffen. Screenshot sterilmagazin.ch

Eine Bresche für freie Kunst

Das «Steril Magazine» startete als Informationsquelle zu Schweizer Subkulturen. Heute ist es mehr als das.

20. September 2020

Teil der Gründungsgeschichte des Onlinemagazins «Steril Magazine» ist der Eindruck eines Mangels: Viele Leute aus dem Bekanntenkreis der Gründungsmitglieder sind künstlerisch aktiv, produzieren Musik, oft im elektronischen Bereich, oder entwerfen Kleidung, ohne dass es für die Fülle dieser kreativen Arbeit eine breitflächige Anerkennung oder auch nur einen medialen Resonanzraum gäbe. Jene Lücke soll das «Steril Magazine» füllen, als ein Gefäss für die Entfaltung vitaler Subkulturen, die bislang in der Schweiz eher unter dem Radar geflogen sind.

Rasche Weiterentwicklung

Seit fast genau zwei Jahren gibt es das «Steril Magazine» nun schon. Zu viert fingen sie an, alle ganz ohne spezifische Vorkenntnisse oder gar Berufserfahrung im Medienbereich, teilweise erst 19 oder 20 Jahre jung. Mittlerweile umfasst das «Steril Magazine» ein Team von insgesamt elf Personen. Es hat sich aber seit der Gründung mehr getan als nur personeller Zuwachs: «Steril Magazine» ist heute mehr als ein Online-Magazin; zunehmend geht es um einen umfassenderen Brand, der auch kollaborative Projekte in Bereichen wie Mode, Events und Kunst umfasst.

«In der Anfangszeit gab es viel Durcheinander, wir hatten ja noch keine Erfahrung», sagt Matteo Dolce, der als Gründungsmitglied seit dem offiziellen Start am 19. September 2018 mitarbeitet. Inzwischen haben sich aber verschiedene Departemente, etwa für Musik, Lifestyle, Mode und Kunst, klar ausdifferenziert. Anfang 2020 kam zusätzlich die Idee zu «Steril elektronisch» auf; seit April werden unter diesem Titel je zweimal monatlich einerseits Mixes und andererseits Interviews oder Berichte veröffentlicht. Es gibt also wöchentlich neue Inhalte. Die grossartigen Mixes von Künstler*innen wie Unknown Citizen, Manuel Fischer und B-Det sind auf der Audioplattform Soundcloud unter «Steril elektronisch» verfügbar. Verantwortlich dafür sind Ju Dallas und Sean Douglas, beide ihrerseits elektronische Musiker*innen.

Wertschätzung für Musiker*innen

«Bei ‹Steril elektronisch› geht es unter anderem um den Support von kleinen Künstler*innen, die eine erweiterte Plattform brauchen können», sagt Ju Dallas. Dabei könne eine in der Szene bereits gegebene Diversität sichtbar gemacht werden. So wachse im Laufe der Zeit eine Art Bibliothek. Eines der erklärten Ziele des Projekts besteht darin, eine grössere Wertschätzung der entsprechenden Musiker*innen zu ermöglichen. «Steril» will eine Basis für Informationen bieten, die weiter gehen als das blosse Mithören im Ausgang. Bei der Kuration macht das Team laufend Bekanntschaft mit der Szene. «Man lernt fast jedes Wochenende neue Leute kennen, die auch musikalisch tätig sind», sagt Sean dazu, «man unterstützt sich gegenseitig.»

An neuen Ideen mangelt es bislang nicht. Neben umfangreichen und diverseren Berichterstattungen dürfe man im Winter auch mit einer Kleiderkollektion rechnen. Dabei gehe es darum, eine Marke zu kreieren. Die Zusammenarbeit mit lokalen Schneidereien und Textilmanufakturen ist eng. «Steril» ist von der Planung über die Schnittmusterbestimmung bis zur Materialauswahl in den ganzen Entstehungsprozess involviert. «Das wird vielleicht etwas im grösseren Stil – man muss das ja präsentieren: mit Fotoshoots, Videos und Kollektionstrailern», sagt Matteo. Unabhängigkeit wird dabei grossgeschrieben: «Wir haben null finanzielle Unterstützung», so Matteo, «bei uns basiert alles auf persönlichem Ehrgeiz und auf Freiwilligkeit.»