Für ihre Corona-Forschung bat die Universität Zürich auch Studierende zur Kasse. Dominik Fischer

Die Uni bettelt bei Studierenden um Geld

Im April verschickte die Uni einen Spendenaufruf für Covid-Forschung. Was sind die Hintergründe?

20. September 2020

Die UZH Foundation hat normalerweise wenig mit Studierenden zu tun. Sie ist eine Stiftung, die sich der Finanzierung von Forschungsprojekten der Universität Zürich widmet und nun auch drei Covid-Projekten zur Hilfe kommt. Eines davon hat die Datenerhebung zu Corona-Fällen als Ziel, will also wissen, wie viele Personen derzeit infiziert sind und wie viele es in der Vergangenheit waren. Ein zweites Team untersucht, warum menschliche Körper so verschieden auf das Virus reagieren, und ein drittes beschäftigt sich mit dem Immunsystem und dessen Einfluss auf den Verlauf der Krankheit. So liessen sich in Zukunft schwere Verläufe besser vorhersagen, erklärt Onur Boyman, Leiter des letzteren Teams, in einem Video auf der Webseite der Foundation.

Spenden für die Corona-Forschung

Nun erreichte die Studierenden der Uni Zürich am 12. April ein Mail mit dem auffordernden Betreff: «Covid-19: Kann die Forschung auf Sie zählen?» Sie stammte von Michael Schaepman, damals noch Prorektor Forschung, unterdessen Rektor der Uni, und richtete sich neben Studierenden auch an Mitarbeitende und Alumni. Darin bat er, die aktuellen Forschungsprojekte finanziell zu unterstützen und den Aufruf an Freund*innen und Bekannte weiterzuleiten. Manche*r Empfänger*in wird sich beim Lesen des Mails wohl am Kopf gekratzt und gefragt haben, warum man Studierende nach Geld fragt, obwohl gerade diese selten über solche finanziellen Mittel verfügen.

Kampagne wird nicht mehr beworben

Eine gewisse Zurückhaltung sei zu Beginn da gewesen, gibt David Iselin, Leiter Kommunikation bei der UZH Foundation, im Gespräch zu. «Es war auch das erste Mal in der Geschichte der Universität, dass man eine solche Crowdfunding-Kampagne lancierte.» Doch schliesslich sei man zum Schluss gekommen, dass aufgrund der aussergewöhnlichen Situation ein aussergewöhnlicher Aufruf passend sei. Ausserdem sei der Nutzen der ausgewählten Projekte trotz hoher Komplexität auch für Laien einigermassen nachvollziehbar.

Aber was ist mit dem Nationalfonds und Stiftungen? Konnten die nicht genug Hilfe leisten? «Es sind sehr viele Gesuche beim Bund eingereicht worden, zu viele, um alle abdecken zu können», entgegnet Iselin. Mit 70’000 Franken stammt ein eher kleiner Teil der bis zum 25. Mai erreichten 500’000 Franken vom Crowdfunding. Laut Iselin ist davon wiederum der grösste Teil von Alumni und Mitarbeitenden. Studierende machen nur wenig aus. Das erhaltene Geld scheint aber zu reichen. Denn wie Iselin erklärt, ist «die Kampagne nicht mehr aktiv am Markt, das heisst, der Pandemiefonds wird nicht promotet. Im Moment sind wir mehrheitlich im Kontakt mit Stiftungen, die uns grössere Zuwendungen in Aussicht gestellt haben.»

Projekte sind erfolgreich

Es besteht also keine Geldnot mehr, und gemäss der Foundation konnten die Projekte bereits Resultate erzielen. So berichtete der «Tages-Anzeiger» im Juni über den Befund von Boymans Team: Nicht alle Infizierten, sondern vor allem diejenigen mit einem schweren Krankheitsverlauf tragen später Antikörper im Blut. Milo Puhan hat für sein Projekt ganze Schulen getestet, und Alecandra Trikola und ihr Team konnten einiges über die unterschiedlichen Immunreaktionen herausfinden. Ob ein Spendenaufruf an die Studis unverzichtbar war, bleibt fraglich. Man darf aber gespannt sein, auf was die Forschenden in Zukunft noch stossen werden.