ÖV-Verband streicht GA für Studierende
Trotz der Einbussen während der Corona-Krise verzichtet der öffentliche Verkehr auf höhere Ticketpreise. Doch Studierende ab 25 Jahren sind davon ausgenommen. Künftig droht ihnen ein Preisaufschlag von über 1000 Franken.
Inhaber*innen des GA für Studierende starrten am Mittwochmorgen verwundert auf ihren Bildschirm. Denn alle haben eine Info-Mail der SBB erhalten: «Im Sinne einer Sortimentsanpassung hat die ÖV-Branche entschieden, das GA Junior Studierende ab dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2020 nicht mehr zu verkaufen.» Bereits im Frühjahr 2019 sorgte ein geleaktes Dokument über eine mögliche Abschaffung des GA für Studierende ab 25 bis 30 Jahren für eine Welle der Entrüstung. Im Anschluss wurden die Pläne auf Eis gelegt. Zumindest bis jetzt.
Nun ist es trotzdem soweit: Das GA für Studierende wird gestrichen, wie Alliance Swiss Pass, die nationale Tariforganisation des öffentlichen Verkehrs, in einer Mitteilung vom Mittwoch schrieb. Die Organisation setzt sich aus allen öffentlichen Verkehrsbetrieben, darunter auch die SBB und der Zürcher Verkehrsverbund ZVV, zusammen. Neu wird das GA für Studis zwischen 25 und 30 Jahren künftig 3860 Franken pro Jahr kosten und damit 1210 Franken mehr als bisher. Als Ersatz für das wegfallende Angebot wird allen 25-Jährigen beim Wechsel auf ein Erwachsenen-GA ein einmaliger Rabatt von 500 Franken gewährt.
Scharfe Kritik vom VSS
Lea Schlenker, Co-Präsidentin vom Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS), kritisiert die nun geplanten Massnahmen aufs Schärfste: «Wir appellieren an die Entscheidungsträger*innen, dies nochmals zu überdenken und werden mit einer Petition noch mehr Druck ausüben.» Seit Mittwochmorgen hätten sie schon zahlreiche Anrufe von Studierenden erhalten, mit der Bitte etwas zu unternehmen. Auch die Juso und die Jungen Grünen haben bereits Petitionen dagegen lanciert.
Warum genau die Verbilligung der Abos von Studierenden zwischen 25 und 30 gestrichen werden soll, ist auch Schlenker unklar. «Dass Studierende mit 24 den Master abschliessen, entspricht nicht der heutigen Realität. Viele Studierende machen beispielsweise erst auf dem zweiten Bildungsweg einen Bachelor. In dieser Situation ist man als Pendler*in direkt mit der Frage konfrontiert, ob man sich ein Studium überhaupt leisten kann.»
Mehr Fairness trotz weniger Vergünstigungen?
Thomas Ammann, Mediensprecher von Alliance Swiss Pass, argumentiert anders: «Untersuchungen vom Bundesamt für Statistik zeigen, dass 83 Prozent von allen Studierenden in dem Alter schon einen Verdienst haben.» Für Studierende im Vollzeitstudium könne die Abo-Teuerung jedoch zu Kostenproblemen führen, räumt Ammann ein. Allerdings begründet er weiter, dass das GA für Studierende ab 25 eine unfaire Bevorzugung einer bestimmten Gruppe sei. Denn nur Studierende von Hochschulen und Fachhochschulen könnten diese Vorteile nutzen. «Und tiefe Einkommensschichten in derselben Altersgruppe erhalten schliesslich auch keine Vergünstigungen.»
Aber warum eigentlich nicht? Dass die Erweiterung der GA-Vergünstigung auf einkommensschwache Personen eine sinnvolle Idee wäre, um die Abos fairer zu gestalten, findet Ammann einen guten Ansatz, darüber sei bisher aber noch nicht diskutiert worden. Ob der nun beschlossene einmalige Rabatt von 500 Franken für 25-Jährige ausreicht, sei dahingestellt. Denn auch Transportunternehmen haben eine soziale und ökologische Verantwortung. Für Schlenker vom VSS ist ausserdem klar: Transportunternehmen hätten ebenso eine Verantwortung, ihren Teil zur Chancengleichheit in der Bildung beizutragen.