Kino für Kenner*innen
Film — Zürich ist kein schlechtes Pflaster für Cineast*innen. Kinos wie das Riffraff, das städtisch betriebene Filmpodium oder die Filmstelle der Uni und ETH zeigen Filme abseits des Mainstreams, so auch längst vergessene Meisterwerke. Doch auch an der ZHdK wird Filmkultur gelebt: Im Toni-Areal gibt es ein hauseigenes Kino mit verschiedenen Veranstaltungsreihen. Eine davon organisiert der Klub Kuleshov, welcher Kino als das versteht, was es ursprünglich einmal war: Ein Ort des kollektiven Filmerlebnisses.
Der eigentümliche Name klingt geheimnisvoll. «Kuleshov war ein Filmemacher in der Sowjetunion. Er ist in der Filmwissenschaft für den nach ihm benannten Kuleshov-Effekt bekannt», verrät Urs Berlinger. Berlinger studiert Film an der ZHdK und ist seit einem Jahr für das Programm beim Klub Kuleshov zuständig. Das Kino Toni ist bislang hauptsächlich ein Kino von Studierenden für Studierende. Die ZHdK hat eine Schirmlizenz für eine Auswahl von Filmen. «Die Lizenz für öffentliche Vorführungen können wir uns aber nur für eine Handvoll Vorführungen leisten», sagt Berlinger.
Berlinger versteht den Klub Kuleshov als «kuratiertes Kino». Kinobesuchende kommen nicht wegen eines bestimmten Filmes, sondern lassen sich auf die Auswahl des Klubs ein. «Jeder kennt es: Man ist auf Netflix und verbringt eine halbe Ewigkeit nach der Suche eines passenden Filmes, nur um dann schlussendlich doch nichts zu schauen. Viele mögen es, wenn jemand für sie die Auswahl trifft. Ich glaube, das ist der Grund, warum Studierende an unsere Veranstaltungen kommen.»
Ab und zu werden auch Werke von ZHdK-Studierenden gezeigt. Einmal pro Semester gibt es eine öffentliche Veranstaltung unter dem Label «Filmsnacks». Berlinger erzählt: «Wir machen hier an der ZHdK hauptsächlich Kurzfilme. Und diesen wollen wir eine Plattform bieten.» In der Schweizer Filmszene blieben interessante Filme häufig gänzlich unbekannt, da die finanziellen Mittel fehlten. Berlinger ist dennoch optimistisch für die Zukunft des Schweizer Films: «Es gibt viele junge, kreative Regisseur*innen, die sich von den Stereotypen des Schweizer Kinos loslösen.»