Fragwürdige Ausstellung
Museum — Ausgerechnet in Katar findet die Fussball-WM 2022 statt. Katar in der Wüste, das erst eine geeignete Infrastruktur aus dem Nichts entstehen lassen muss und dafür geschätzte 220 Milliarden Dollar zahlen wird. Es ist die erste Weltmeisterschaft, die von der arabischen Welt beherbergt wird. Die Gründe für die Bewerbung als Austragungsort sind machtpolitischer Art.
Doch für die arabische Welt hat Fussball eine besondere Bedeutung. Die Ausstellung «Foot et Monde Arabe» im Fifa-Museum zeigt derzeit, wie der Fussball im arabischen Raum mit den sozialen und kulturellen Themen verwebt ist. Das sind Themen, die die Länder bis über ihre Grenzen hinaus beschäftigen.
«Foot et Monde Arabe» zeigt Ausschnitte historischer Ereignisse von den Anfängen des Fussballs im arabischen Raum in den 1880er- Jahren bis heute. Die arabischen Fussballclubs widerspiegeln dabei das öffentliche Leben. Ihre Geschichten handeln von der Rolle des Fussballs bei der Bildung von nationalen Identitäten, von politischen Revolutionen und dem Zusammenwirken von Kulturen und Glaubensrichtungen.
Die Ausstellung zeigt: Fussball kann Veränderungen bewirken. In den Unabhängigkeitskämpfen Algeriens und Palästinas verdeutlicht der Fussball den Wunsch nach Freiheit. Fussballerinnen kämpfen gegen Stereotypen und für Gleichberechtigung. Auf den Strassen treffen sich Kinder und finden Zusammenhalt durch das Ballspiel. Durch ihre Leidenschaft werden Fussballplätze zu Orten von Träumen.
Dass die Ausstellung im Fifa-Museum gezeigt wird, hinterlässt einen fahlen Beigeschmack. Spieler, Austragungsorte und Medienrechte werden im Verband wie Waren gehandelt. Fifa-Präsident Gianni Infantino wird Kolonialismus vorgeworfen, weil er den afrikanischen Fussballverband unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe überwachen lässt. Und obwohl die meisten Staaten nun Teil der Fifa sind, sind sie noch längst nicht als gleichwertige Mitglieder anerkannt.
Die WM 2022 sei ein «Vorbote einer strahlenden Zukunft des Fussballs» im arabischen Raum. Man kann nur hoffen, dass dies auch für die Menschen in der Region gilt.