Fast vierzig Leute spielen am Board Game Day gemeinsam Gesellschaftsspiele. Michelle Bernet

Analoges Gaming

An den Brettspieltagen des VSETH wird mit Würfeln und Karten um den Sieg gekämpft.

27. Oktober 2019

Plötzlich ertönt lauter Jubel – und kurz darauf unverhohlenes Fluchen. Im Alumni-Pavillon der ETH haben sich fast vierzig Leute eingefunden. Sie spielen zusammen Gesellschaftsspiele am Board Game Day.

An einem der Tische versuchen sich drei Studierende auf ein Spiel zu einigen. «Ich bin der Einzige in der Gruppe, der überzeugter Brettspielenthusiast ist», behauptet einer der Spieler*innen. Die anderen beiden seien nur seinetwegen zum Anlass mitgekommen. Beim ausgesuchten Spiel müssen sie aber zusammenarbeiten. «Betrayal at House on the Hill» ist ein kooperatives Rätselspiel, bei dem sie ein*e Mitspieler*in als Verräter*in entlarven müssen.

An einem anderen Tisch hocken neun Leute und ziehen abwechselnd Karten. In der Freizeit träfen sie sich im Freundeskreis öfters, um gemeinsam zu spielen, sagt Anabel. Ihr Favorit sei das Spiel «Exploding Kittens». Das ist ein Spiel, bei dem man ausscheidet, sobald man eine Karte zieht, auf der ein explodierendes Kätzchen abgebildet ist.

Bis tief in die Nacht

Die Board Game Days gibt es erst seit eineinhalb Jahren. Sie wurden auf Initiative einer Studentin lanciert. Damals fragte sie den VSETH an, ob es möglich sei, eine Brettspiel-Veranstaltung zu organisieren. Der Studierendenverband leitete die

Anfrage an die Gaming- und Unterhaltungskommission (GECO) weiter. Bis dahin hatte diese nur eine LAN-Party veranstaltet, bei der sich Spieler*innen ein Wochenende lang in Online-Spielen messen. Die Idee kam so gut an, dass kurzerhand die Board Game Days aus dem Boden gestampft wurden. Der Brettspieltag stellt mittlerweile das analoge Gegenstück zur LAN-Party dar.

Mittlerweile haben sich die Board Game Days an der ETH etabliert. Sechs Mal im Semester treffen sich Spiel-Fans jeweils an einem Nachmittag und spielen bis tief in die Nacht. Wer an allen sechs Anlässen im Semester dabei sein will, zahlt einen Freundschaftspreis von fünf Franken. Mit diesen Einnahmen kauft das Organisationskomitee neue Spiele. Die GECO-Kommission hat auch schon Turniere veranstaltet: zum Beispiel für das «Werwölfe»-Spiel oder für «Magic: The Gathering».

Neue Kontakte knüpfen

An diesem Nachmittag werden Tische zusammengestossen, um Neuankömmlinge aufzunehmen. Viele kommen alleine und setzen sich zu einer bestehenden Gruppe. Auch sind einige zum ersten Mal dabei. Sie scheinen sich aber schnell zurechtzufinden und spielen bald ehrgeizig mit.

Zum Teil werden die Gruppen untereinander durchmischt. «Die Veranstaltung ist super, um neue Leute zu treffen», sagt Anabel. Sie habe gerade begonnen zu studieren und sei deshalb sehr froh, viele neue Kontakte zu knüpfen. Eines wird aber schnell klar: Weil der Brettspieltag von ETH-Studierenden organisiert wird und an der ETH stattfindet, studieren die meisten Teilnehmenden auch selbst an der ETH – meist Physik, Informatik oder Mathematik.

Ehrgeizig bis zum Schluss

Die Stunden vergehen, der Lärmpegel steigt. Im Raum wird es stickig. Es werden Bier, Süssgetränke und Snacks angeboten. Nach wie vor wird ehrgeizig gespielt. Gelbe, grüne und blaue Figuren liegen auf einem Tisch, Holzchips und verschiedene Spielpläne sind ausgebreitet. Die Tischplatte erinnert an ein Schlachtfeld. Doch der letzte Spielzug ist noch nicht gemacht, die Würfel sind noch nicht endgültig gefallen. Der nächste Board Game Day steht bald wieder an. ◊