Musik an ungewöhnlichen Orten
Festival — Am letzten Septemberwochenende wird Winterthur dunkel, harmonisch und experimentell erklingen: Das Klubfestival Akzent hält Einzug.
Ein junges Team will mit dem Festival, das dieses Jahr zum ersten Mal stattfindet, frischen Wind in die Winterthurer Kulturlandschaft bringen. Akzent profitiert zwar von der bereits gut etablierten Szene und deren Infrastruktur, stösst aber gleichzeitig in neue Gebiete vor. Es charakterisiert sich selber als vielseitig und gewagt.
Ziel des Festivals ist insbesondere die Förderung von wenig bekannten Acts, die noch vor ihrem künstlerischen Durchbruch stehen: Das Festival versteht sich auch als Experiment, bei dem noch nicht Etabliertes zelebriert wird. «Schlussendlich ist das einzige entscheidende Kriterium, ob die künstlerische Leistung vorhanden ist, die Qualität der Musik. Deshalb haben wir auch Künstler und Künstlerinnen gebucht, bei denen die Klubs sonst Bedenken hätten, ob das Konzert auch besucht wird», erklärt Pasquale Pelli, Mitglied des Organisationskomitees und Student der Geschichte und Deutschen Literaturwissenschaft an der Universität Zürich. Neben ihm ist mit Flurin Wäger noch ein weiterer Unistudent Teil des fünfköpfigen Organisationskomitees.
18 Künstler*innen an 12 verschiedenen Orten: Auf verschiedensten Bühnen in klassischen Konzertstandorten sowie an ungewohnten Orten wird Techno, Industrial Noise Jazz, Electronic, Cinematic Pop, Lo-Fi Folk und einiges mehr gespielt. Mit dem Konzept will das Organisationskomitee Musikliebhaber*innen aller Couleur anziehen. Der Anlass richtet sich an alle Interessierten, losgelöst von Alter oder Gender – das Credo lautet Vielfalt, auf der Bühne wie auch im Publikum.
Die Idee zum Festival entstand anlässlich des 15-jährigen Jubiläums von OnThur, eines Dachverbands der Winterthurer Clubs Albani, Salzhaus, Kraftfeld und Gaswerk. «Wir wollten eine neue, frische Veranstaltung auf die Beine stellen, die trotzdem eigenständig funktioniert», sagt Pasquale. «Wir Veranstaltenden waren oder sind alle in den Winterthurer Klubs aktiv und arbeiten in ihrem Auftrag. In der Ausgestaltung des Akzent sind wir aber komplett unabhängig.» Die Konzerte werden abgesehen von den Klubs auch dort stattfinden, wo normalerweise keine Live-Musik ertönt. Dazu gehören die Kinos Nische, Loge und Cameo, das Hotel Krone und das Secondhand-Geschäft Secondo Clothing. «Ein Konzert in einem Buchladen wäre super gewesen», sagt Pasquale, «vielleicht kommt das ja nächstes Jahr.» Das Akzent soll sich in den kommenden Jahren in seiner Nische weiterentwickeln, unabhängig von OnThur werden und neue Wege beschreiten. Schon jetzt setzt man auf ungewohnte Elemente wie Kunstinstallationen.
Für die Dekoration der Locations hätten sie eine enthusiastische Gruppe Studentinnen von der ZHdK gewinnen können, so Pasquale. Ihr Auftrag sei es, am Festival Werke zu präsentieren, die sich zu einem passenden Ganzen zusammenfügten. Ansonsten werde ihnen aber künstlerische Freiheit gelassen. So wie die Musik über die Klubs hinausgeht, geht das Festival auch über die Musik hinaus.
Welchen Act wird sich Pasquale selber nicht entgehen lassen? «Ich würde auf jeden Fall East Sister oder Neutral Zone empfehlen, um am Nachmittag etwas leichter einzusteigen. Wenn's Nacht wird, ist Efrim Manuel Menuck bestimmt einer unserer begabtesten Künstler.»