Teilnehmende konnten ihre Plakate im Lichthof des Campus Irchel präsentieren. Stephanie Caminada

Zäher Start für Studierendenkongress

Zum ersten Mal fand ein nationaler Studierendenkongress statt. Doch die Säle im Irchel blieben weitgehend leer. Viele Angemeldete erschienen nicht.

16. April 2019

Am Studierendenkongress, der am Freitag, 12. April und Samstag, 13. April auf dem Campus Irchel stattfand, konnten Studierende ihre Seminar-, Bachelor- oder Masterarbeit auf Plakaten oder an Vorträgen präsentieren. Die Veranstaltung wurde zuvor national beworben – es war die erste ihrer Art.

Braucht es einen studentischen Kongress wirklich? Diese Frage wollte der Studierendenkongress gleich selbst beantworten: zusammen mit Rektor Michael Hengartner und anderen Profs an einer Podiumsdiskussion. Die erste Durchführung des Studierendenkongresses dürfte wohl aber kein starkes Argument dafür sein.

Die Resonanz von Profs und Partnerverbänden war im Hinblick auf den Kongress zwar durchwegs positiv. Trotzdem konstatierte Veranstalter Christian Schmidhauser am Freitagnachmittag: «Es könnte gerne voller sein.» Es sei aber auch der Verteilung der Vorlesungssäle des Irchels geschuldet, dass es leer aussehe. Gut 300 Leute hätten sich für den Kongress angemeldet, an der Eröffnungsveranstaltung erschienen seien etwa 60 Studierende. Am späteren Nachmittag hätten sich aber noch ein paar mehr eingefunden. Auch Matthias Fischli vom Rhetorikforum, der am Anlass einen Workshop geleitet hatte, sagte: «Es hat nur die Hälfte teilgenommen, die sich für unseren Workshop angemeldet haben.»

Grosser Aufwand für kleine Zahl

Das Ziel des Studierendenkongress war es, seinen Teilnehmenden ein geschütztes Übungsumfeld zu bieten. «Es ist ein Lernen am Modell», erklärte Schmidhauser. Nehme man später an einem wissenschaftlichen Kongress teil, werde man mit einer ungewohnten Situation konfrontiert. Um den Studierenden allfällige Unsicherheiten zu nehmen, biete der Studierendenkongress eine Plattform, um die öffentliche Präsentation der eigenen Arbeit zu üben. Auch würden grosse wissenschaftliche Konferenzen häufig Eintritt verlangen, den die Studierenden ohne Weiteres nicht bezahlen könnten. Für viele könnte die Veranstaltung deshalb eine einzigartige Gelegenheit sein, in der Studienzeit bereits an einem Kongress teilzunehmen.

Darum ist auch eine Studentin aus Bern angereist. Sie wollte nicht, dass ihre Arbeit – die Interpretation eines Gedichts – einfach in der Schublade verschwindet. Da sie später in der Forschung tätig sein möchte, sah sie den Kongress als Chance, Erfahrung zu sammeln. Sie gehörte zu den 76 Studierenden, die ihre Arbeit im Vorfeld eingereicht hatten. Von diesen erhielten 42 eine Einladung, um sie am Kongress präsentieren zu dürfen. Obwohl es eine schweizweite Veranstaltung sein sollte, kam die Mehrheit der Studierenden aus Zürich.

Zwei Jahre Vorbereitung

Die Idee eines Studierendenkongress entstand bereits2011 im VSUZH. Diese konkretisierte sich aber nie. Obwohl man die Veranstaltung im kleinen Rahmen plante, scheiterte die Idee am Fundraising oder daran, dass die zuständigen Vorstandsmitglieder des VSUZH den Vorstand wieder verliessen und das Projekt liegen blieb. Als Schmidhauser 2016 das Präsidium übernahm, wurde die Idee immer noch «wie en heisse Härdöpfel» weitergereicht. Schliesslich entschied er sich dazu, das Projekt zu realisieren. 28 Verbände aus der ganzen Schweiz wurden an Bord geholt, um den Anlass zu finanzieren. Zusammen deckten diese 50 Prozent der Kosten, die andere Hälfte übernahm die Uni. Die einzelnen Vereine zahlten je 500 bis 1'000 Franken, VSUZH und VSETH je gut 5'000 Franken. Zwei Jahre lang wurde der Studierendenkongress geplant, Schmidhauser und seine Kollegin Cornelia Stutz waren als Projektassistierende angestellt.

Das Organisationskomitee will, dass der Studierendenkongress fortgeführt wird. Für eine zweite Durchführung erhofft es sich, dass Teilnehmende am Kongress ECTS-Punkte erwerben können. Diese Idee wurde bereits mit Verantwortlichen der Uni besprochen. Noch ist ungewiss, ob sie umgesetzt werden kann. Die Chancen dürften aber eher klein sein. Und so bleibt offen, wie der Kongress künftig mehr Teilnehmende mobilisieren kann. Diese wären aber nötig, um ihn zu dem zu machen, was er sein will: nämlich zu einem richtigen Kongress.