Sascha Lara Bleuler organisiert das Human Rights Film Festival Zürich. Dino Sedić

Von der Vergangenheit zur Gegenwart

Das Human Rights Film Festival Zürich präsentiert im Dezember aktuelle Filme rund um das Thema Menschenrechte. Festivaldirektorin Sascha Lara Bleuler im Gespräch über die diesjährigen Themen und den Publikumsmagnet Filmfestival.

30. November 2018

Immer wieder werden Menschenrechte verletzt, gleichzeitig leisten überall auf der Welt Menschen Widerstand dagegen. Auch Filme leisten ihren Beitrag dazu. In «The Silence of Others» wird mithilfe von Interviews und kreativer Montage das Franco-Regime in Spanien aufgearbeitet. «Srbenka» thematisiert den Rassismus gegen Serben in Kroatien, sowie das kontroverse Theaterstück, das vom Mord eines serbischen Mädchens zu Beginn des Jugoslawienkriegs handelt. «Naila and the Uprising» erzählt vom Widerstand palästinensischer Frauen gegen den israelischen Staat Ende der achtziger Jahre, der bislang nur wenig mediale Beachtung fand.

Der Fokus des Human Rights Film Festivals sei einfach, erklärt Bleuler. Es zeigt «eine Auswahl der besten diesjährigen Spiel- und Dokumentarfilme, die sich mit Menschenrechten auseinandersetzen». Blättert man den Programmkatalog durch, wird schnell klar, dass sich viele der zwanzig Filme, die dieses Jahr gezeigt werden, mit der Vergangenheit beschäftigen. So werden die Filme dann auch unter dem Thema «Vergessen und Erinnern» zusammengefasst.

«Ich schaue ungefähr 200 Filme»

Das Festival wählt die Filme nicht nach der Aktualität ihrer Themen aus. «Ich gehe rein von der Qualität der Filmauswahl selber aus und zeige keine Filme, nur weil sie sich etwa wegen der Dringlichkeit des Inhalts aufdrängen. So haben wir diese Jahr beispielsweise keinen überzeugenden Film zur Türkei oder Russland gefunden, obwohl mir dies wichtig gewesen wäre», erklärt Bleuler.

Für die Auswahl ist sie grösstenteils alleine zuständig. «Ich schaue ungefähr 200 Filme für das Festival», sagt Bleuler. Was oft gar nicht so einfach sei, gibt sie zu, da viele Filme sich mit unangenehmen Themen befassen. Darum sei sie froh, wenn sie manchmal Hilfe von ihrem Team bekomme. In der Regel sind die gezeigten Filme Deutschschweizer Premieren. Viele finden oft keinen Verleih und kommen abseits vom Festival auch nie in die Schweizer Kinos.

Hohe Frauenquote

Das Festival hatte noch nie Probleme damit, genügend weibliche Stimmen im Kino zu Wort kommen zu lassen. «Die Mehrzahl der Filme ist von Filmemacherinnen. Oft sind auch die zentralen Figuren in den Filmen Frauen», sagt Sascha Lara Bleuler. Menschenrechte als Thema liegen offenbar insbesondere Regisseurinnen am Herzen. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass es im Mainstream-Kino bekanntlich oft an weiblichen Stimmen mangelt. Das Thema Frauenrecht sei aber nicht etwas, das sie bewusst spezifisch auswählen würden: «Wir haben keine Quote, aber es hat jedes Jahr viele Filme, die sich mit Frauenrechten beschäftigen». Dieses Jahr, beispielsweise, befasst sich ein Film mit einer somalischen Flüchtlingsfrau in Ungarn, die als Model zu arbeiten beginnt. «Easy Lessons» verbindet zugleich die Thematik vom Flüchtlingsdasein in Ungarn mit einer Geschichte weiblicher Emanzipation. Die ungarische Regisseurin Dorottya Zurbó und die Protagonistin Kafiya Said Mahdi werden beide am Festival anwesend sein.

Gesprächsstoff

Festivals locken heute vergleichsweise mehr Leute in die Kinosäle als der reguläre Kinobetrieb. Doch warum ist das so? Bleuler vermutet, es liege daran, dass Festivals nicht nur Filme zeigten. So präsentiert das Human Rights Film Festival auch eine Fotoausstellung und sieht sogenannte Hangouts vor, das sind Bars, die offiziell nach dem Film zum Verweilen und Diskutieren einladen. «Wir bieten den Leuten einen Mehrwert durch Podiumsdiskussionen. Ich bin immer wieder erstaunt, dass die meisten Leute nach eineinhalb Stunden Film danach noch eine Stunde hocken bleiben.» Die Leute seien dankbar, nicht alleine gelassen zu werden, nachdem der Film geendet hat. «Sie bleiben nach den Filmen da und wollen über das Gesehene diskutieren.»

So wird denn auch der Eröffnungsfilm für Gesprächsstoff sorgen. Für «Los Versos del Olvido» wird der Protagonist des Filmes, der Schauspieler Juan Margollo anwesend sein. Der iranische Regisseur Alireza Khatami erzählt die Geschichte eines chilenischen Friedhofswärters, der die Leichen unbekannter Personen in seiner Kühlkammer auffindet. Es stellt sich heraus, dass die Miliz versuchte, die Opfer eines niedergeschlagenen Protestes zu verstecken. Durch die Abbildung der politischen Lage in Chile schlägt der Regisseur Parallelen zu der Situation in seiner Heimat, dem Iran. Die Filme beobachten das Weltgeschehen mit einem unbequemen und kritischen Blick und regen mit ihren Inhalten zum Nachdenken an.

Vom 5. bis 10. Dezember 2018 findet das Human Rights Film Festival

Zurich (HRFF) im Kino Riffraff und im Kosmos statt. Das Programm ist online und als Broschüre erhältlich.