Eine Vorratskammer von allen für alle. Oliver Camenzind

Ein Zeichen gegen Foodwaste

Der Fair-Teiler ist ein Vorrastschrank, der der Lebensmittelverschwendung in Zürich den Kampf angesagt hat.

25. November 2018

Der sogenannte Fair-Teiler wird von der Foodsharing-Community regelmässig mit neuen Lebensmitteln ausgestattet, die sonst weggeschmissen worden wären. Was diese Art von Vorratsschrank auszeichnet, ist, dass er nicht in einem Haus steht, sondern draussen und für alle zugänglich ist. In Zürich sind gleich drei davon an öffentlichen Orten auffindbar: einer am Sihlquai gleich bei der Photobastei, einer an der Kernstrasse und einer in Oerlikon. Ins Leben gerufen wurden die frei zugänglichen Kühlschr.nke von foodsharing, einer ursprünglich in Deutschland gegründeten Umweltorganisation, die das Ziel verfolgt, etwas gegen die immense Lebensmittelverschwendung zu unternehmen. In erster Linie vermittelt foodsharing Menschen, die aktiv etwas gegen Verschwendung tun wollen, mit Betrieben, die nicht mehr sinnlos Essen wegschmeissen möchten. Um die Möglichkeit zu schaffen, Esswaren nicht nur vor der Tonne zu bewahren, sondern sie auch teilen zu können, wurden die Fair-Teiler geschaffen. Alle Mitglieder der Foodsharing-Community können Lebensmittel deponieren und mitnehmen und jeder und jede darf der Community beitreten.

Massentauglicher Umweltaktivismus?

Der Fair-Teiler ist jedoch nicht nur ein Platz für gerettete Lebensmittel aus Läden und Gastronomiebetrieben, sondern ist auch für den eigenen Überfluss gedacht. Egal ob man Reis für zehn statt für zwei Personen gekocht hat oder nach der Weihnachtszeit die Zimtkekse loswerden will, der Fair-Teiler nimmt alles, ausser Fleisch und nicht abgekochte Milchprodukte, dankend auf und gibt, wie ein Überraschungsei, neue Lebensmittel zurück.

Der springende Punkt dabei ist, dass durch die Rettung von Lebensmitteln auch eine beträchtliche Portion Gutes für die Umwelt getan wird: Mehr als ein Fünftel der weltweiten Treibhausgase könnten vermieden werden, wenn die Lebensmittelverschwendung global um 80% reduziert wird – das ist Teil der foodsharing-Mission. In dem also noch geniessbare Lebensmittel vor dem Abfalltod bewahrt werden und man sie fair-teilt und somit zurück in den Konsumationszyklus gibt, ist eine neue Form des Umweltaktivismus kreiert worden. Er ist weder radikal noch zeitaufwändig und lässt sich bequem neben dem Studium verfolgen. Eine Art aktiv zu sein, die auch vielbeschäftigte Studierende mit ihrem Zeitplan vereinbaren können. Denn das aufwändige und immer mehr auf Effizienz ausgerichtete Studium hält viele Studierende davon ab, sich neben Servicejob und Donnerstagstanz noch gross neben der Uni engagieren zu wollen. Das faire Teilen von nicht mehr verkaufbaren Esswaren oder überflüssigen Lebensmitteln, ob nun im öffentlichen Kühlschrank oder online in der foodsharing-Community, kann als eine massentaugliche neue Form des Umweltaktivismus verstanden werden. Denn wann wenn nicht so ist es einfacher machbar, ein Zeichen gegen die immense Überproduktion zu setzen, gleichzeitig etwas gegen die daraus resultierenden Treibhausemissionen zu unternehmen und dabei mit besserer Ökobilanz ein ein paar Tage altes Brötchen zu verdrücken?