Die Geschichte der ZSUZ und ihres Niedergangs

Die Zentralstelle der Studentenschaft der Universität Zürich (ZSUZ) und ihre Leistungen gibt es nicht mehr. Und seit dieser Woche steht fest, dass es Vieles davon auch nie mehr geben wird. Die Hintergründe in der Übersicht.

25. Juli 2018

1907

Studierende gründen die Zentralstelle. Sie verleihen Mikroskope an Studierende der Medizin und nehmen bald auch gebrauchte Lehrbücher in ihr Sortiment auf. Von Anfang ist die Zentralstelle also eine Dienstleistung von Studierenden an Studierende.

1971

Die Zentralstelle ist an die Studentenschaft der Universität Zürich (SUZ) angegliedert und umfasst zu dieser Zeit auch eine Darlehenskasse und Teilhaberschaft am sogenannten Studentenreisedienst, einem Reisebüro. Das damalige Studierendenparlament bringt sich jedoch schlechter Geschäfte wegen in Verruf. Eine Zeit langer Streitereien in der SUZ beginnt.

1977

Erziehungsdirektor Alfred Gilgen ordnet die Auflösung der SUZ an. Der Grund: Die öffentlich-rechtliche Körperschaft SUZ verpflichtete alle Immatrikulierten dazu, Mitgliederbeiträge zu entrichten. Dagegen legen rechtsgerichtete Jus-Studierende Beschwerde ein, die vom rechtskonsvervativen Kantonsrat gutgeheissen wird. Weil ihr damit die Trägerschaft fehlt, wird die Zentralstelle in eine unabhängige Stiftung überführt. Mehr über die Auflösung der SUZ hier.

1997

Die Stiftung ist nach wie vor den Studierenden verpflichtet. Deshalb will sie ihnen zur Bekämpfung des neuen Universitätsgesetzes 40'000 Franken zur Verfügung stellen. Auf den Entwurf des Universitätsgesetzes von 1997 gehen Studienzeitbeschränkung, Verdopplung der Studiengebühren und der Numerus Clausus zurück. Die Erziehungsdirektion fungiert nach wie vor als Aufsichtsbehörde der Zentralstelle und verhindert so die Geldspritze der Zentralstelle. Eine Anzeige wegen Verletzung des Stiftungszweckes, die der Stiftung ihre Steuerprivilegien hätte entziehen sollen, kam beim kantonalen Steueramt hingegen nicht durch.

2002

Das neue Jahrtausend bringt der Zentralstelle neue Schwierigkeiten. Sie hat mittlerweile auch Computer und Software im Sortiment. Der dazu eingerichtete Laden «Computer TakeAway» ist aber alles andere als rentabel. Er stürzt die Stiftung in eine existenzielle Liquiditätskrise, es kommt zu Unfrieden zwischen dem studentischen Stiftungsrat und dem Geschäftsführer Peter Helbling. Letzterer wird schliesslich — nach 22 Dienstjahren — entlassen.

2006

Nach dem Knatsch zwischen Geschäftsführung und Stiftungsrat wird das Computergeschäft verkauft und die Zentralstelle umstrukturiert. Es geht wieder aufwärts, sogar die Druckerei schreibt zum ersten Mal seit Langem wieder schwarze Zahlen.

2010

Anette Ahlèn, die Nachfolgerin von Peter Helbling, wird entlassen. Sie hat zwar das ganze Unternehmen umstrukturiert, doch das aktuelle Jahresergebnis ist erschreckend: 400'000 Franken minus. Die Zentralstelle kommt aus eigener Kraft nicht mehr auf die Beine und hätte die Hilfe der Universität bitter nötig. Diese evaluiert zunächst, welche Möglichkeiten sie hat. Über die Entlassung der Geschäftsführung steht hier mehr.

2017

Genau 40 Jahre lang war die Zentralstelle eine unabhängige Stiftung. Und diese Unabhängigkeit wird ihr jetzt zum Verhängnis: Die Uni sieht keinen Grund, einer «externen» Organisation unter die Arme zu greifen. So muss die ZSUZ am 24. November Insolvenz anmelden. Die Uni «bedauert» das, beharrt aber auf ihrem Standpunkt. Mehr über das Verhältnis der ZSUZ zur Uni hier.

Mehr über den Konkurs hier.

2018

Die Uni muss sich jetzt selber um die Dienstleistungen der ehemaligen Zentralstelle kümmern. Sie tut das, doch nicht im Sinn der Studierenden: Studiläden wird es künftig nicht mehr geben. In die Räumlichkeiten an der Schönberggasse werden die IT Services einziehen, das ehemalige Ladengeschäft am Irchel können für ein Jahr lang die Studierenden nutzen. Die Kioske übernimmt der Zürcher Frauenverein, Papeterie und Buchhandlung wird es an der Uni Zürich keine mehr geben. Mehr darüber hier.

Die ganze Berichterstattung zur ZSUZ und ihrem Konkurs findest du hier.