Vom Hörsaal ins Klassenzimmer

Für die einen Traumjob, für die anderen Plan B. Fest steht: Die Mittelschulen brauchen Lehrpersonal.

12. April 2018

Lehrperson am Gymnasium zu werden, gehört zu den wenigen fachübergreifenden Berufswünschen. Diese Option, welche oft auch als Plan B unter den Berufszielen gilt, steht nach dem Masterstudium für Studierende jeglicher Richtungen offen. Die Universität Zürich bietet als eine der wenigen Universitäten der Schweiz das Lehrdiplom für Maturitätsschulen selbst an, damit Studierende den Master parallel dazu abschliessen können.

Sechs Jahre ohne Ausbildung unterrichten

Der Studiengang besteht aus 60 ECTS und dauert mindestens zwei Jahre. Zwar kann man direkt zu Beginn des Masterstudiums mit dem Lehrgang anfangen, in gewissen Fächern gestaltet sich das parallele Studium jedoch schwierig. In der Biologie beispielsweise beinhaltet der Master eine einjährige Forschungsarbeit, während der andere Tätigkeiten unmöglich sind. In anderen Fächern ist das einfacher, schliesslich machen zwei Drittel der Lehrdiplomstudierenden ihre Ausbildung neben dem Masterstudium. Jacqueline Peter, Zuständige für die Mittelschullehrpersonenausbildung, bestätigt das: «Der Studiengang ist ideal für eine studien- und berufsbegleitende Ausbildung.»

Dazu kommt, dass sich das Studium individuell gestalten lässt und keine Studienzeitbeschränkung gilt. Deshalb gibt es auch einige Studierende, die jahrelang an der Ausbildung dran sind. Im Kanton Zürich gibt es keinen Grund zur Eile: Man kann bis zu sechs Jahre an einem Gymnasium unterrichten, ohne das Lehrdiplom abgeschlossen zu haben.

Auch Gymnasien leiden

Die Zusammensetzung der Studierenden ist im Vergleich zu anderen Studiengängen stark durchmischt. Anders als bei Kindergarten und Primarstufe, wo Frauen in der deutlichen Überzahl sind, ist der Anteil Studentinnen im Lehrdiplom in etwa gleich wie in den Masterstudiengängen der verschiedenen Fachrichtungen. Im Alter der Studierenden gibt es grosse Unterschiede, auch Über-40-Jährige sind noch gut vertreten, besonders im Fach Wirtschaft und Recht.

Auch Gymnasien leiden unter den kantonalen Sparübungen in der Bildung. Zwar werden selten Stellen gestrichen, dafür werden bei Lehrpersonen der modernen Fremdsprachen bei gleichem Lohn die Pensen erhöht. Anstatt 22 müssen sie nun 23 Stunden pro Woche für ein Vollzeitpensum erfüllen. Das erscheint ziemlich human. Ausserdem müssen die Lehrpersonen anderer Fächer gleich viel arbeiten. Kein Grund zur Sorge also.

Kein Personal für das Rätoromanische

Die Anzahl Studis im Lehrdiplom variiert stark zwischen den verschiedenen Fächern. In Biologie, Geographie, Deutsch, Englisch und Geschichte gibt es sehr viel zukünftiges Lehrpersonal. In Französisch, Physik und Informatik hingegen gibt es zu wenige, weshalb sie nach Studienabschluss sehr gute Anstellungschancen haben. In Rätoromanisch gibt es seit einigen Jahren gar keine Studierenden mehr im Lehrdiplom, was schade für die Sprachdiversität der Schweiz ist. Trotz der grossen Konkurrenz in gewissen Fächern wird es in Zukunft «viele neue motivierte Lehrpersonen» brauchen, meint Jacqueline Peter.

Weil in den nächsten Jahren ein starkes Schülerwachstum erwartet wird, werden allein im Kanton Zürich zwei neue Kantonsschulen gebaut. Es gibt also genügend Anstellungsmöglichkeiten für angehende Kantonsschullehrpersonen. Trotz vielversprechenden Berufsaussichten sollten natürlich nur jene diesen Beruf ins Auge fassen, welche pubertierende Jugendliche toll finden und auch uninteressiertem Publikum ein Fach mit Begeisterung nahebringen können. Schliesslich locken nicht nur 13 Wochen unterrichtsfreie Zeit sowie ein sehr anständiger Lohn, sondern auch die Chance, das geliebte Fach zukünftigen Uniangehörigen schmackhaft zu machen. ◊