Studistiftung stirbt als «Drittpartei»
Die ZSUZ hat im November 2017 Konkurs angemeldet. Die Uni half nicht, obwohl sie von den Dienstleistungen der Stiftung profitierte.
Verschwunden sind die Kioske, verschwunden die Studiläden, verschwunden auch die Druckerei an der Uni. Die Zentralstelle der Studentenschaft der Universität Zürich (ZSUZ), die hinter all diesen Dienstleistungen steckte, ist in Konkurs. Ende November 2017 hat sie die Bilanz deponiert. Wie konnte es so weit kommen?
Jahrzehntelange Erfolgsgeschichte
Die ZSUZ entstand 1978, nachdem die damalige Studierendenschaft der Universität Zürich, die SUZ, nach Streitigkeiten mit der Bildungsdirektion und der Universität aufgelöst worden war. Ziel der als Stiftung gegründeten ZSUZ war es, die Dienstleistungen der SUZ weiterführen zu können. Dazu gehörten: Papeterie, Kiosk, Druck, Kopie, Bücherladen, Arbeitsvermittlung.
Das ging jahrzehntelang gut. Die ZSUZ bot Dienstleistungen an, die von den Studierenden geschätzt wurden. Und die Universität Zürich war froh, dass die ZSUZ diese übernahm. Zumal es sich dabei um Dienstleistungen handelte, für welche die Universität ansonsten selbst hätte aufkommen müssen.
«Nie Entwarnung gegeben»
Im letzten Jahrzehnt ihres Bestehens kam die ZSUZ zunehmend unter Druck. Bereiche wie Druck, Papeterie und Bücherverkauf brachten nicht mehr genug Erträge ein, um die Stiftung langfristig am Leben erhalten zu können. «Die Uni wusste seit Jahren, dass es der ZSUZ nicht gut geht. Gespräche zwischen Uni und ZSUZ zur schwierigen finanziellen Lage haben schon vor 2013 unter Rektor Fischer stattgefunden», sagt Beat Meier, bis zum Konkurs Stiftungsratspräsident der ZSUZ. «Wir waren im ständigen Austausch mit der Universität und haben dabei immer wieder darauf hingewiesen, wie akut der Handlungsbedarf ist. Wir haben nie Entwarnung gegeben.» Für Meier ist klar: Es hätte Hilfe von der Universität gebraucht. Denn: «Eine Finanzierung durch Private wäre aus verschiedenen Gründen schwierig bis unmöglich gewesen.» Es habe für die ZSUZ eine einzige mögliche Partnerin gegeben; und diese habe den Willen, zu helfen, vermissen lassen.
Nicht im Auftrag der Uni
Seit 2016 arbeitete die Universität an einem Dienstleistungsportfolio für Studierende. Das Ziel: eine einheitliche Regelung auszuarbeiten, welche studentischen Dienstleistungen die Universität selbst erbringt und welche sie allenfalls finanziell unterstützt. In einem Konzept, das die Universitätsleitung im November 2016 verabschiedete, wurde die ZSUZ als Dienstleisterin, die nicht im Auftrag der Universität Zürich operiert, definiert. Ihr wurde offiziell der Status einer Drittpartei zuteil, die mit der Uni nichts zu tun hat. Die Medienstelle der Universität präzisiert: «Rechtlich gesehen war die ZSUZ eine von der UZH unabhängige juristische Person, also ein Dritter. Die ZSUZ betrieb ihre Geschäftsfelder ohne öffentlichen Auftrag und vollständig auf eigene Rechnung.»
Darüber kann Beat Meier nur den Kopf schütteln: «Die Universität betrachtete uns als externen Anbieter, der sich an der Uni einmietet und Dienstleistungen erbringt. Der studentische Aspekt wurde von der Universität einfach negiert.»
Keine Hilfe für Drittpartei
Dass die Universität Zürich die ZSUZ als Drittpartei betrachtete, wog schwer für die Stiftung: So musste sie im Gegensatz zu Anbietern, die im Auftrag der Uni Dienstleistungen erbringen, immerzu Miete für die Räumlichkeiten an der Uni zahlen. Die Universität betont, dass der Mietzins sich «deutlich unter dem Marktwert» befunden habe. Trotzdem musste die ZSUZ jährlich einen Betrag von 180’000 Franken für die Miete abdrücken.
In ihrem Status als Drittpartei liegt auch der Grund, weshalb die Universität der ZSUZ nie finanziell unter die Arme griff: «Die Universität Zürich hatte auch vor dem Konkurs nicht die Möglichkeit, die ZSUZ zu unterstützen. Sie kann Mittel nur für Aufgaben einsetzen, die vom gesetzlichen Auftrag der Universität Zürich erfasst sind», so die Medienstelle.
Graben im Stiftungsrat
Beat Meier ist das einzige Stiftungsratsmitglied, das gegenüber der ZS mit Namen hinsteht. Aber im Gespräch mit anderen Mitgliedern wird eines klar: Es verlief ein tiefer Graben durch den Stiftungsrat. Auf der einen Seite satnd der Teil des Stiftungsrats, zu dem auch Meier gehört. Er erkannnte zwar, dass die Geschäfte der ZSUZ auf Dauer nicht mehr funktionieren würden. Aber er sah die Uni in der Pflicht, die ZSUZ aus ihrer Misere zu befreien.
Auf der anderen Seite des Grabens: diejenigen Mitglieder, die die ZSUZ wie ein privatwirtschaftliches Unternehmen führen wollten – und die Uni bloss als Vertragspartnerin betrachteten. Ihr Credo: Wenn die ZSUZ es nicht fertigbringt, ihre Dienstleistungen konkurrenzfähig anzubieten, ist sie selber schuld.
Der Teil des Stiftungsrates rund um Beat Meier setzte sich durch. Der andere nahm den Hut. In den letzten Monaten vor dem Konkurs legten vier von neun Stiftungsratmitgliedern ihr Amt nieder. Mit Flavio Meyer und Kurt Stoppacher zogen sich die zwei Stiftungsräte zurück, die sich am vehementesten für eine wirtschaftliche Linie eingesetzt hatten. Das zeigt: Die Haltung der Uni, wonach die ZSUZ nichts weiter als eine Drittpartei war, hatte auch in der ZSUZ Anhänger.
Uni profitierte von ZSUZ
Dennoch ist die Haltung der Uni in diesem Punkt widersprüchlich. Erstens war ihr bewusst, dass die ZSUZ all die Jahre über Dienstleistungen angeboten hatte, für die sie ansonsten selbst hätte sorgen müssen. Zweitens vertrieb die ZSUZ über die Studiläden auch alle Merchandisingprodukte der Uni. Die Uni profitierte also direkt von den Dienstleistungen der ZSUZ. Dass die ZSUZ in den Augen der Uni dennoch nie über den Status einer Drittpartei hinauskam, leuchtet nicht ein.
Die Uni diskutiert endlich
Zwei Faktoren waren für den Konkurs der ZSUZ ausschlaggebend: Einerseits konnten ihre Dienstleistungen je länger, desto weniger gewinnbringend oder nur schon kostendeckend auf dem Markt bestehen. Andererseits behandelte die Universität die ZSUZ als Drittpartei so, als hätte sie rein gar nichts mit der Universität zu tun.
Seit Neuestem kann man wieder kopieren, drucken und scannen an der Uni. Was mit den übrigen Angeboten geschieht, ist unklar. Der VSUZH arbeitet zusammen mit Vertretern der Universität in einer Taskforce an einer Lösung. Endlich geschieht das, was sich die ZSUZ immer gewünscht hatte: Die Uni ist bereit, darüber zu diskutieren, welche Dienstleistungen die Studierendenschaft selbst erbringen kann. Und bei welchen sie dringend auf die finanzielle Hilfe der Uni angewiesen ist. ◊