Das menschliche Gehirn, eine Traumfabrik. Regula Gerber

Sag mir, was du träumst

Das Studentische Forum für Psychoanalyse bietet jeden Donnerstag Traumdeutung an.

12. April 2018

Der Himmel färbt sich langsam in ein düsteres Schwarz, eine unruhige Stimmung erfüllt die Luft. Ein Blick durch die breite Fensterfront zeigt das ankommende Unheil. Tausende von Emus stehen, aufgestellt in Reih und Glied wie römische Soldaten, auf der Wiese. Über dem daneben liegenden See ziehen Möwen kreischend ihre Kreise in der Luft. Auf einmal stürzen sie zielgerade hinab auf die Emus, um beim Zusammenprall in einer kitschigen Michael-Bay-Explosion zu enden. Überall liegen Federn. Es werden immer mehr Möwen und Explosionen, bis es plötzlich wieder hell ist. Denn es war nur ein Traum.

Was war denn das?

Wir alle haben Träume, bei denen wir uns nach dem Aufstehen zuerst mal fragend am Kopf kratzen. Man kann diese Träume dann einfach beiseite schieben oder sich ein bisschen intensiver mit diesem merkwürdigen Gedankengängen befassen. Und alle, welche sich gerne damit auseinandersetzen möchten, können donnerstags um 18.15 im Hauptgebäude bei der Traumdeutung des Studentischen Forums für Psychoanalyse vorbeischauen.

Die Treffen finden in einem kleinen Raum statt, die eine Neonröhre gibt ein unregelmässiges Summen von sich. An diesem Abend sind nur vier Personen gekommen.

Wichtiges Detail vorweg: Man muss nicht von seinen Träumen berichten, um teilnehmen zu können. Einfaches Zuhören und gegebenfalls ein bisschen Analyseunterstützung bieten ist auch in Ordnung. Schliesslich träumt man nicht immer Dinge, über die man ausführlich erzählen möchte.

Willkommen bei den Traumdetektiven

Zu Beginn gibt es für die Deutungsbanausen eine kurze Einführung in das Vorgehen und die Geschichte. Bereits im antiken Griechenland beschäftigte man sich mit der Deutung von Träumen, jedoch wurden sie damals als Kommunikationsmittel zwischen Göttern und Menschen betrachtet. Es folgte die esoterische Variante, welche sich vor allem mit der Symboldeutung auseinandersetzte. Danach kam die Theorie von Freud, mit welcher auch hier gearbeitet wird. Nach Freud sind Träume eine Methode des Unterbewusstseins, um Dinge auszuleben, welche man im Alltag nicht tun würde. Dies aus Gründen der eigenen Wertvorstellungen oder auch wegen gesellschaftlichen Sitten. Je mehr man einen Drang im Alltag unterdrückt, desto häufiger könne er in einem Traum auftreten.

Einen Traum zu deuten, lasse sich am besten mit dem Lösen eines Rätsels vergleichen. Ziel ist es, das Motiv zu finden, welches einen solchen Traum ausgelöst hat. Somit wird bei jedem Detail nachgehakt und nach der persönlichen Bedeutung oder verbundenen Erinnerungen gefragt. Findet bei der Träumerin oder beim Träumer dank der Deutung ein Aha-Moment statt, befinde man sich auf dem richtigen Weg. Und so können plötzlich sogar auf Emus herabstürzende und explodierende Möwen einen Sinn ergeben. ◊