Mit 15 an die Uni
Die Uni Zürich lädt junge Hochbegabte in die Vorlesungen ein, während der VSUZH durch Kantonsschulen tourt.
Bald wandeln noch mehr helle Köpfe durch den Lichthof. Die Uni Zürich hat ein Studium für Schülerinnen und Schüler lanciert, die am Gymnasium unterfordert sind. «Das ist unser Beitrag zur Begabtenförderung», erklärt Rektor Michael Hengartner. Ab nächstem Herbst drücken begabte junge Leute einen Nachmittag pro Woche die Sitzbänke zusammen mit Studierenden. Das Studium bietet eine bunte Palette von Modulen an der Mathematisch-naturwissenschaftlichen, der Rechtswissenschaftlichen, der Theologischen und der Philosophischen Fakultät. «Die Jugendlichen werden vor allem Einführungsveranstaltungen besuchen», sagt Hengartner.
Beschränktes Angebot für Intelligente
Für das Spezialstudium sind nur Schülerinnen und Schüler aus dem Kanton Zürich zugelassen. Das zweijährige Pilotprojekt sei aus «administrativen Gründen» auf Zürcher Gymis beschränkt. Daneben bestehen noch weitere Hürden: Die Begabtenförderung der Uni kann nicht alle akademisch interessierten Jugendlichen aufnehmen. Jedem Gymi stehen drei Plätze zur Verfügung, total sind das 70 Personen. Die Auswahl treffen die Kantonsschulen selber. Dass sich die Schülerinnen und Schüler nun um einen Platz in den Vorlesungssälen und Seminarräumen reissen, glaubt Hengartner nicht: «Neid kann es natürlich immer geben. Aber in einem ähnlichen Spezialstudium in Basel war das kein Problem.»
Tatsächlich existieren vergleichbare Angebote in der übrigen Schweiz. Die Universität Basel führte bereits vor zehn Jahren ein Spezialstudium ein, Bern und Luzern folgten. Nun reagiert Zürich: «Wir wollen eine Lücke füllen. Wenn man in Zürich wohnt und in Basel ein Modul besuchen muss, dann ist das nicht besonders praktisch.» Doch ein Haken bleibt: Die Jugendlichen können keinen Abschluss machen, dafür aber vorzeitig ECTS-Punkte erwerben. «Hochbegabte sind reif genug. Das heisst auch, dass sie ganz regulär Prüfungen und Seminararbeiten schreiben.» Die Credits lassen sich später in Zürich anrechnen. Allerdings sei das für andere Schweizer oder europäische Hochschulen nicht bindend: «Die jeweiligen Universitäten müssen das selber entscheiden», sagt Hengartner.
«Tour de Suisse» mit dem VSUZH
Die Uni ist nicht die Einzige, die das Hochschulstudium schon möglichst früh anzupreisen versucht. Der VSUZH betreibt mit «UZH-GYM» ein eigenes Programm. Im Gegensatz zur akademischen Exzellenzförderung will der Verband aber nicht nur Hochbegabten, sondern allen erste Einblicke in den Uni-Alltag gewähren. Dazu besuchen 50 Studis als Freiwillige verschiedene Gymis in den Kantonen Zürich, Aargau, Schaffhausen, St. Gallen und Thurgau. Dort teilen sie in Präsentationen ihre Erfahrungen und stehen den Jugendlichen mit Tipps und Tricks zur Seite.
Im Rahmen von «UZH-GYM», das sich aus dem Mutterprojekt «HSGYM» entwickelte, bietet der VSUZH ein Buddy-System an: «Dabei betreuen Freiwillige diejenigen Schülerinnen und Schüler, die gerne in einer ausgewählten Vorlesung schnuppern würden», erklärt VSUZH-Vorstandsmitglied und Projektleiterin Luisa Lichtenberger. Das scheint bei den Schulen auf Anklang zu stossen: «Bei einigen Gymis ist ‹UZH-GYM› obligatorisch. Von den meisten Maturanden erhalten wir positive Rückmeldungen.»
«Langsam, dafür qualitativer»
Momentan deckt der VSUZH mit seinem Buddy-System 16 Fächer aus allen Fakultäten ab. Lichtenberger plant aber bereits weiter: «In den nächsten drei Jahren bauen wir unser Angebot zusammen mit verschiedenen Fachvereinen aus. Die Erweiterung erfolgt zwar langsam, dafür qualitativer.»
Dank der Auftritte an den Kantonsschulen erhält der VSUZH eine neue Bühne. Dem Verband kanns recht sein, denn seit geraumer Zeit monieren kritische Stimmen, dass sich der VSUZH zu sehr von den Studis entferne. Dass mit «UZH-GYM» also auch nicht ganz uneigennützige Gedanken verfolgt werden, bestreitet die Projektleiterin nicht: «Natürlich funktioniert es als Backup, um künftigen Studierenden zu zeigen, dass man sich an der Uni engagieren kann.» An den Gymis werden allerdings auch Fachvereine und andere Studi-Organisationen vorgestellt. Ob die ZS auch darunter ist, kann Lichtenberger nicht beantworten: «Die Freiwilligen wählen selbst, was sie bei ihren Präsentationen zeigen und was nicht.»