Kostet jetzt 80 Franken: Englisch lernen am Sprachenzentrum. Reto Heimann

Keine kostenlosen Sprachkurse mehr

Das Sprachenzentrum führt Gebühren für seine Kurse ein. Die Einnahmen steckt es in den Ausbau des Angebots. Und hofft, dass es in Zukunft zu weniger Abbrüchen kommt.

12. April 2018

Die Sprachkurse am Sprachenzentrum der Universität Zürich und der ETH sind begehrt. Die verfügbaren Plätze sind nach Öffnung der Modulbuchung jeweils innert kürzester Zeit ausgebucht. Bis anhin waren die Kurse unentgeltlich. Ab Herbstsemester 2018 führt das Sprachenzentrum eine pauschale Gebühr von 80 Franken pro Kurs ein. Wieso das?

Symbolische Erhöhung

Die neuen Einnahmen würden ausschliesslich dazu verwendet, um in den Ausbau des Kursangebots zu investieren, sagt Sabrina Schaffner, Direktorin des Sprachenzentrums. Die Nachfrage nach Sprachkursen sei grösser als das Angebot, weshalb ab nächstem Semester 14 zusätzliche Kurse bereitstehen würden. Besonders begehrt sind Deutsch als Fremdsprache sowie Schwedisch, Spanisch und Französisch. So werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Einerseits sollen Kursteilnehmende durch die Gebühr davon abgehalten werden, frühzeitig Kurse abzubrechen. Andererseits kann das Kursangebot der Nachfrage angepasst werden.

Die Höhe des von den Studierenden zu bezahlenden Betrags ist unabhängig davon, wie viele Semesterwochenstunden der belegte Sprachkurs umfasst, so Schaffner. Die scheint also vor allem von symbolischer Bedeutung zu sein. Dass diese Symbolik mit einem erwarteten Einbruch der Anmeldungen um 20 Prozent einhergehen wird, nimmt das Sprachenzentrum in Kauf.

Keine Alternativen?

Alternative Finanzierungsmöglichkeiten wie beispielsweise einen «Sprachbatzen» in Form eines Solidaritätsbeitrags einzuführen, sind aus politischen Gründen nicht durchführbar, wie Schaffner erklärt: «Das Komplizierte für das Sprachenzentrum ist, dass wir immer eine Lösung finden müssen, die für beide Hochschulen funktioniert. Wenn also eine Hochschule diesen Vorschlag prüft, die andere dies aber generell ablehnen würde, ist die Durchsetzung einer solchen Idee schwierig.» In diesem Fall scheint also eine Konsensfindung nur in Bezug auf eine Gebührenerhebung möglich gewesen zu sein.

Warum hören so viele auf?

Ein Hauptproblem der Kurse am Sprachenzentrum liegt in der hohen Abbruchquote der Teilnehmenden. Warum aber brechen überhaupt so viele ab, die den Kurs doch freiwillig gebucht haben?

Dies ist gemäss Schaffner auf die Kursanforderungen zurückzuführen. Ein Sprachkurs kann äusserst anspruchsvoll sein, da je nach Kurs ein schnelles Unterrichtstempo herrscht, was Anfänger und Anfängerinnen abschrecken kann. Während des Semesters stehen zudem benotete Portfolios an. Entscheidend ist aber die Schlussprüfung, welche für viele in die Prüfungsphase fällt. Bei Prüfungsstress liegen die Prioritäten dann doch öfter beim Fachstudium. Der Sprachkurs muss dann klein beigeben.

Lieber Nudelsuppe als keine Sprache

Dass die Kurse am Sprachenzentrum neu etwas kosten, ist schade. Trotzdem sollten sich Sprachenthusiastinnen und Sprachneulandbegeher nicht von den Gebühren abschrecken lassen. Im Gebührenzahlmonat setzen dann schlimmstenfalls die eigenen Budgetkürzungen ein paar Tage früher als gewohnt ein, wobei zur Not die portemonnaiefreundliche Nudelsuppe über die Runden helfen kann. Um einen Sprachkurs belegen zu können, lohnt sich das frühzeitige Ergreifen von persönlichen Sparmassnahmen allemal. ◊