"Sono Pippa" feiert an der Kurzfilmnacht Premiere. zvg

Die lange Nacht der kurzen Filme

Am 6. April findet in den beiden Arthouse Kinos Le Paris und Uto die Zürcher Kurzfilmnacht statt. Mit dabei als lokale Premiere ist der Abschlussfilm der ZHdK-Studentin Yasmin Joerg, «Sono Pippa».

30. März 2018

Im Rahmen der 16. nationalen Kurzfilmnacht-Tour werden auch in Zürich zu - selbst fürs Kino - ungewöhnlich später Stunde 21 Kurzfilme gezeigt. Am 6. April können Kinoliebhaber- und –liebhaberinnen ab 20.30 Uhr im Arthouse Le Paris und etwas zeitversetzt ab 20.45 Uhr im Arthouse Uto aktuelle nationale wie auch internationale Kurzfilme geniessen. Das vielfältige Programm ist in vier thematische Blöcke, Swiss Shorts, Life is Short, Wie die Tiere und Typisch Belgisch, gegliedert. Dabei werden sowohl Animations- wie Spielfilme gezeigt. Gemein haben alle Filme, dass sie nicht länger als dreissig Minuten dauern – zudem enthalten viele der diesjährig kurierten Streifen eine ordentliche Prise schwarzen Humor.

Melodrama meets Realität

An jedem der dreizehn Veranstaltungsorte wird eine lokale Premiere die nächtliche Vorstellung eröffnen. In Zürich ist dies «Sono Pippa», der Master-Abschlussfilm der ZHdK-Studentin Yasmin Joerg. Der tragikomische Kurzfilm dreht sich um Pippa, eine alternde Filmschauspielerin. Während ihr nur noch Nebenrollen, meist die der Mutter, angeboten werden, tritt mit ihrer längst erwachsenen Tochter plötzlich ihre eigene Rolle als Mutter wieder in ihr Leben. Mit ihrem «Sono Pippa» verbindet Joerg zeitlose Themen wie Altern, Migration und Gender gekonnt. Letzteres ist besonders in Zeiten des Time’s-Up-Movement relevanter als je zuvor und wird von der Regisseurin auf einer bittersüssen Meta-Ebene karikaturiert: Denn überall in Pippas Leben sind Männer an der Macht. Nicht nur bei ihrem zweiten Job in einem italienischen Restaurant, sondern auch in der Filmbranche – sei es hinter der Kamera oder beim Casting. Gerade das Filmbusiness sei grösstenteils immer noch eine Männerdomäne, erklärt Joerg. Dies wirke sich auch auf Schauspielerinnen aus. «Frauen über 40 werden häufig nur noch in Nebenrollen gecastet», so Joerg. Somit wollte die Regisseurin mit ebendiesen Klischees spielen, was den Film umso prägnanter macht. Besonders gelungen ist Joerg die vielschichtige Figur der Pippa, die einem Mal zum Schmunzeln und dann wieder zum Weinen bringen kann. Deren hervorragende Verkörperung durch die italienische Schauspielerin Linda Cerabolini unterstreicht die Qualität des Filmes.

Die Schweiz unter der Lupe

Auch «Facing Mecca» von Jan-Eric Mack, der im Segment Swiss Shorts zu sehen ist, stammt aus dem Hause der ZHdK. Der Film konnte bereits als bester Kurzfilm bei den Swiss Film Awards überzeugen. Mack erzählt die Geschichte eines Pensionärs, der einem syrischen Flüchtling bei der Beerdigung dessen verstorbener Frau helfen will. Was nach einem simplen Vorhaben klingt, stellt sich als aufwändiges Projekt heraus. Dabei kommentiert «Facing Mecca» nicht nur prägnant die Flüchtlingssituation, sondern nimmt zugleich die Schweizer Bürokratie aufs Korn. Mack und Joerg gehören beide zu einem starken Abschlussjahrgang der ZHdK und Joerg ist zuversichtlich, was die Zukunft der Schweizer Filmszene angeht: «Es entsteht eine neue Generation Schweizer Filmemacher», ist sie überzeugt. Man darf also auf weitere Schweizer Produktionen gespannt sein – und die Zürcher Kurzfilmnacht ist eben nicht nur ein Kurzfilmmarathon der Extraklasse, sondern ein kleiner, aber feiner Vorgeschmack auf künftige Projekte Schweizer Filmschaffender.