Die Influencer Julian und Ramin betreiben zusammen die Online-Plattform «UniGag»

Wenn Studis Einfluss nehmen

Sogenannte «Influencer» sind mittlerweile allgegenwärtig. Mit ihrer Präsenz und Reichweite üben diese Personen in den sozialen Medien vermutlich mehr Einfluss auf uns aus, als uns lieb ist. Auch an der Uni gibt es sie.

1. März 2018

Julian und Ramin sind unter Studierenden dank «Uni GAG» bekannt. Mit ihren Memes und Videos auf Facebook und Instagram nehmen die beiden Kumpels, welche im Sommer ihr BWL-Studium an der Uni Zürich abgeschlossen haben, das Studierendenleben aufs Korn. «Wir waren keine Musterstudenten. Schon im Gymi waren wir in unseren jeweiligen Klassen die Clowns. Das Studium hat uns stets neue Möglichkeiten gezeigt, über die eigene Situation zu lachen», erinnern sich Julian und Ramin. So kamen sie auf die Idee, ihre Uni-Alltagssituationen durch Memes zu verbildlichen – mit Witz und Erfolg. «Uni GAG» hat über 11'000 Likes auf Facebook und mehr als 28'000 Follower auf Instagram. «Damit hätten wir niemals gerechnet! Schon als wir unsere ersten 500 Follower erreicht hatten, dachten wir, wir seien oben angelangt.»

Gerne im Mittelpunkt

Neue Ideen posten Julian und Ramin umgehend, sodass keine erzwungenen Posts entstehen. Diese Authentizität kommt gut an: Die Memes und Videos animieren vor allem Studierende zum Lachen, weil sie sich mit den Situationen identifizieren können. Seit Kurzem haben Julian und Ramin ausserdem eine eigene Morgenshow auf YouTube («Zwei am Morge»). Den Beiden ist bewusst, dass sie ihre Follower auf eine gewisse Weise beeinflussen, doch dabei ist es ihnen wichtig, dies nicht zu missbrauchen. Spass haben sie mit ihrer Social-Media-Präsenz nach wie vor. «Wir waren schon immer gerne im Mittelpunkt und fühlen uns da auch wohl. Wir wissen aber, dass der Fame genauso schnell wieder verfliegen kann.» Trotz ihrer beachtlichen Reichweite verdienen Julian und Ramin kein Geld mit ihren Aktivitäten in den sozialen Netzwerken. «Den grossen Deal haben wir leider noch nicht an Land gezogen», beklagen die zwei.

Erfolgsrezepte

Anders sieht dies bei Fanny Frey aus. Die 22-jährige Studentin der Theorie und Geschichte der Fotografie betreibt ihren eigenen Food Blog «fannythefoodie» auf Instagram, wo sie über 80'000 Fans hat. Vor etwa vier Jahren hat sie den Blog aus Langeweile ins Leben gerufen. Kreative und gesunde Rezepte, gutes Bildmaterial, dazu clevere Kurztexte sind die Zutaten für ihren Erfolg. Rund zwei Jahre später haben verschiedene Marken wie Fooby von Coop, Lipton oder der Küchengerätehersteller Kenwood das Potenzial erkannt, ihre Produkte in Fannys Blogs zu platzieren. Dabei schliessen sie einen Vertrag mit Fanny ab, der festlegt, wie sie die Produkte zu präsentieren hat. Im Gegenzug erhält Fanny je nach Marke unterschiedlich hohe Beiträge, wobei grössere Marken in der Regel mehr zahlen. Hinzu kommen Online-Werbeeinnahmen. Genaue Zahlen über ihre Einnahmen durch den Blog möchte Fanny nicht nennen – sie verrät aber, dass sie damit wohl mehr verdient als mit einem regulären Studierendenjob. Bei den Anfragen der Marken ist Fanny durchaus wählerisch. So hat sie die Kooperation mit einem Kaffeekapselhersteller abgelehnt, weil sie ein solches Produkt nicht guten Gewissens empfehlen kann. Sich selber würde Fanny nicht als «Influencerin» bezeichnen: «Das ist eigentlich ein bescheuerter Begriff. Vielleicht ändern Menschen durch mich ihre Ernährungsweise, aber es ist nicht mein Ziel, irgendjemanden zu beeinflussen.» Ebenfalls bescheuert findet Fanny den Mitteilungsbedarf von Privatangelegenheiten in den sozialen Medien. So inszenieren sowohl Fanny als auch Julian und Ramin ihr Privatleben im Gegensatz zu anderen «Influencern» nicht, sondern gehen ihrer Leidenschaft nach und teilen diese mit anderen Nutzern.