«SRG and Chill»

Gerade für die Jungen seien die Billag-Gebühren überflüssig, heisst es. Doch der eine Franken am Tag ist gut investiert.

24. Februar 2018

Eine Demokratie wie die Schweiz braucht unabhängige Medien. Sie helfen, die eigene Meinung zu bilden, berücksichtigen alle Seiten und lassen sich nicht von Einzelinteressen steuern. Darum schätzen wir jungen Leute, auf die oft verwiesen wird, eben nicht nur Netflix, Spotify und Konsorten, sondern auch professionelles und marktunabhängiges Fernsehen und Radio. Während viel darüber diskutiert wird, dass die Gebühren – gerade für uns Junge mit wenig Geld – zu hoch seien, geht dabei unter, dass eben nicht darüber abgestimmt wird. Es geht nämlich nicht um eine Anpassung der Gebühren, sondern um die radikale Abschaffung. Der SRG würde der Stecker gezogen. Den gebührenfinanzierten Radio- und Fernsehstationen würden bei einer worttreuen Umsetzung der «No Billag»-Initiative Drei Viertel des bisherigen Budgets fehlen. Das ist nicht einfach Kleingeld, sondern ein existenzgefährdender Kahlschlag.

Ein grosser Franken

Für uns junge Leute bedeutet das, dass wir jährlich etwa 400 Franken sparen. Das könnten einige gut gebrauchen, aber seien wir ehrlich: Etwa ein Franken pro Tag für ein öffentlich-rechtliches Medium in der Schweiz ist nicht viel. An diesen Beitrag sind viersprachige Nachrichten und 34 private Lokalradios und regionale TV-Sender gekoppelt. Der Billag-Franken gibt also viel mehr her als zehn Stimorol-Kaugummis. Zudem sind Vorschläge von jenen, die behaupten, dass der Markt die Informationsbereitstellung reguliere, klar zu kurz gedacht. Wirtschaftliche Interessen und eine neutrale Berichterstattung sind nämlich nur schwer vereinbar, wie die aktuelle Lage der Schweizer Medienlandschaft verdeutlicht. So legte der Medienkonzern Tamedia seine Redaktionen zu drei Kompetenzzentren zusammen – aus Spargründen. Und das nur, weil der Inserateverkauf nicht mehr lukrativ ist, weil Facebook und Google den Zeitungen die Werbeeinnahmen abgraben, weil die Gratiskultur den Medienmarkt erreicht hat.

Ein grosses Paket

Studierende leiden oftmals unter chronischem Geldmangel. Es ist aber nicht in erster Linie die Billag, die das Loch in der WG-Kasse verursacht. Wenn wir – wie von den Initianten vorgeschlagen – anstelle der SRG ein Abo-Modell installieren, würde alles viel mehr kosten. Dann hätten wir Abonnemente für verschiedene Sendungsformate: zum Beispiel für Informationsformate wie die «Tagesschau», «10 vor 10» oder «Echo der Zeit» oder Unterhaltungsshows wie die «Hitparade», «Glanz und Gloria» oder «Der Bestatter». Was wir aber nicht mehr hätten, wäre das umfassende SRG-Paket, das jedes Jahr neu auf die Beine gestellt wird. Warum sollten also Abos plötzlich Abhilfe schaffen?

Ein grosser Nutzen

Schliesslich werden häppchenweise gelesene Texte in sozialen Netzwerken nie die Lektüre eines fundierten Artikels von ausgebildeten Journalistinnen und recherchierenden Reportern ersetzen. Das ist die Gebühr es wert: Nein zu «No Billag». Und wer immer noch vom «Staatssender SRG» spricht, der oder die schiele mal in das nordkoreanische Fernsehen: Erst kürzlich gewannen bei den Olympischen Spielen die Schweizer Eishockeyspielerinnen mit 8 zu 0 gegen das nordkoreanische Team. Die TV-Moderatorin des diktatorisch regierten Landes erzählte begeistert vom vermeintlichen Kampfgeist der nordkoreanischen Sportlerinnen – ohne die hohe Niederlage gegen die Schweiz zu erwähnen. ◊