Tanja Ritter ist seit dreizehn Jahren passionierte Leichtathletin. Cedric Furrer

Was macht man eigentlich, wenn man...

... Gesundheitswissenschaften und Technologie studiert?

23. August 2017

Tanja Ritter studiert im vierten Semester an der ETH Gesundheitswissenschaften und Technologie und hat der ZS einen Einblick in diesen noch ganz jungen Studiengang gegeben. Ihre freie Zeit genauso wie ihr Alltag an der ETH werden überwiegend von Sport dominiert. Wie sie es schafft, ihr zeitintensives Hobby mit einem ebenso anspruchsvollen Studium zu verbinden und was sie von Schweizer Leichtathletinnen hält, verrät sie im Interview.

Tanja, du studierst Gesundheitswissenschaften und Technologie. Was beinhaltet dieser Studiengang genau?

Er beinhaltet verschiedene Richtungen, in denen es, einfach ausgedrückt, um Gesundheit geht. Diese Bereiche sind Gesundheitswissenschaften, Medizintechnik, Neurobiologie, Umwelt und Ernährung und Anatomie. Es ist ein interdisziplinäres Studienfach.

Das beschreibt aber dennoch ziemlich vage, wie aus verschiedenen Ansätzen und Richtungen ein Fach zusammengestellt wird. Was macht ihr denn genau?

Im Bachelor ist es halt noch nicht sehr konkret. Wir haben in jeder der genannten Richtungen Module, um einen groben Überblick zu erhalten. Im Master kann man anhand dieser Erfahrungen entscheiden, auf welche Richtung man sich spezialisieren möchte. Es stehen fünf verschiedene Vertiefungen zur Auswahl; wählt man beispielsweise Medizintechnik, so hat man zwei Jahre lang nur dieses Fach.

Was wären die weiteren Vertiefungen denn?

Das wären, nebst der schon genannten Medizintechnik, Bewegungswissenschaften und Sport, Umwelt und Ernährung, molekulare Gesundheitswissenschaften und Neurobiologie.

Hast du bereits eine Ahnung, in welchem Bereich du dich vertiefen möchtest oder lässt du das alles auf dich zukommen?

Es gibt schon zwei oder drei Themen, die mich mehr interessieren als andere, wie zum Beispiel Medizintechnik und Bewegungswissenschaften. Ich kann aber dennoch keine Aussage zu meiner zukünftigen Entscheidung machen, dazu ist es schlicht zu früh.

Welchen Beruf könnte man nach Beendigung dieses Studiums ausüben?

Das Studium ist 2012 lanciert worden, weshalb wir noch gar keine Masterabsolventen haben. Man hat das Arbeitsfeld dementsprechend noch nicht enger definieren können. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass viele in die Forschung gehen, ist sehr gross, da sich jede der Vertiefungen sich dafür eignet. Ein Beruf der sich «Gesundheitswissenschaftler» nennt, ist mir zwar nicht bekannt, aber vielleicht ändert sich das in den kommenden Jahren.

Wie bist du überhaupt auf dieses Studium gekommen, da es doch so neu ist?

Es ist von meiner Mutter ausgegangen, sie hat darüber gelesen und gesagt, dass es mich interessieren könnte. Anfangs dachte ich mir, dass ich doch kein Studium anfangen könnte, das praktisch unbekannt ist. So habe ich mich zuerst für Umweltingenieurwissenschaften interessiert. Ich war dann an den Besuchstagen an der ETH und der Uni und hörte spontan einen Vortrag der Gesundheitswissenschaften und fand, dass es doch gut zu mir passe. Vor allem in der Verbindung mit Sport, einer anderen Faszination von mir.

Was für Sport machst du denn?

Ich mache Leichtathletik. Und zwar schon seit 13 Jahren.

Wie häufig trainierst du?

Wenn ich nicht im Prüfungsstress bin, ist das Ziel eigentlich, fünf- bis sechsmal in der Woche zu trainieren. Das beinhaltet drei Disziplintrainingseinheiten, geführt von meinen zwei Trainerinnen, ferner zwei Krafttrainings und ein Ausdauertraining in der Woche.

Das ist extrem viel. Wie schaffst du es, das mit dem Studium zu kombinieren?

Es ist nicht ganz einfach. Zur Not wird auch mal ein Training ausgelassen. Weil es mir aber wichtig ist, versuche ich immer, alles miteinander zu verbinden. Ich muss die freie Zeit, die ich habe, gut nutzen, damit es am Schluss aufgeht.

Und denkst du, dass du in deinem Studium von deinem intensiven Leichtathletiktraining profitieren kannst? Es geht ja unter anderem um Sportwissenschaften.

Ja, in gewissen Bereichen ist das so. Wenn es beispielsweise darum geht, wie ein Muskel funktioniert. Da ich diese Dinge im Training selbst erlebe, kann ich sie umso leichter nachvollziehen. Einen Bezug zur Leichtathletik kann ich im Studium nicht herstellen, dafür aber einen Bezug zu meinem eigenen Körper: Wie muss ich richtig trainieren, damit es den grössten Effekt hat?

Inwiefern beeinflussen Studium und Sport deinen Alltag, etwa deine Ernährung?

Es gibt immer wieder Phasen in meinem Leben, in denen ich das Gefühl habe, ich müsse meine Ernährung anpassen, aber ich bin dabei nicht allzu konsequent. Deshalb passe ich sie eigentlich nicht an. Ich weiss einfach, dass ich wegen des vielen Sports etwas mehr Kalorien aufnehmen muss, da ich sonst nicht leistungsfähig bin. Aber ich wäge auch nicht mein Essen ab oder folge einer bestimmten Diät oder Ernährungsform.

Du warst kürzlich an der Schweizermeisterschaft. Wie war das für dich?

Es war ein fantastisches Erlebnis. Die Meisterschaft wurde erstmals seit Längerem wieder im Letzigrund ausgetragen. Alles Drum und Dran – das Einlaufen in das Stadion, die Fans, die Stimmung überhaupt – war unvergleichlich. Es hat sich extrem gelohnt und ich bin froh, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Dafür ist die Nervosität viel grösser, wenn man an so einem Wettkampf startet: Man wird mit einer Kamera vorgestellt, man weiss, dass alles in einem Livestream übertragen wird, wird von allen beobachtet...

Apropos Wettkämpfe: Bald findet die «Weltklasse Zürich» im Letzigrund statt. Wirst du dort als Zuschauerin anwesend sein?

Ich bin natürlich ein Riesenfan von dem Meeting, ich war bisher jedes Jahr dabei. Dieses Jahr werde ich zum allerersten Mal als VIP zuschauen. Es ist ein für die Leichtathletik extrem wichtiges Ereignis, denn an einem einzigen Abend hat man die Finalläufe von Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Jeder Wettkampf, jede Disziplin ist in sich spannend und für mich umso mehr, da ich mich selber in diesen Disziplinen auskenne.

Kannst du etwas über die Schweizer Teilnehmenden sagen? Gibt es solche, die du dir als Vorbild nimmst für dein Training?

Schweizer Leichtathleten sind nicht wirklich meine Vorbilder, da ich sie nicht idealisieren kann. Ich empfinde sie als beeindruckende Persönlichkeiten und bewundere, wie viel Aufwand und Energie sie in diesen Sport investieren und wie erfolgreich sie damit sind. Das freut mich sehr für sie, da sie für mich Bekannte sind. Wir haben gemeinsame Wettkämpfe, ich sehe sie an den normalen Meetings, an denen ich auch teilnehme. Ich kenne sie zu gut, als dass ich sie idealisieren könnte.

Hast du aber ein Idol?

Ja, sie hat leider kürzlich mit regelmässiger Leichtathletik aufgehört, ich bin aber extrem Fan von Lori «Lola» Jones, einer Amerikanerin, die Hürdenlauf macht. Seit ich weiss, wer sie ist, finde ich sie toll.

Mehr über Gesundheitswissenschaften und Technologie:

ethz.ch

Die Weltklasse Zürich findet am Donnerstag, den 24.08., im Zürcher Stadion Letzigrund statt. Last Minute Tickets sind hier noch zu haben.

Was macht man eigentlich, wenn ...?

Habt ihr euch schon mal gefragt, was in gewissen Studiengängen eigentlich so abläuft? Habt ihr keinen blassen Schimmer, wenn jemand von «Erziehungswissenschaften» oder «Rechnergestütze Wissenschaften» redet? Wir finden es heraus!