Zeitgeist: Hörgeräte

Zeitgeist

23. Mai 2017

Ich habe ein schickes Hörgerät und werde immer wieder danach gefragt. Es ist ein Schmuckstück: aus Gold mit drei eingelegten Kristallsteinen. Wenn du ein Hörgerät trägst, sehen die anderen es sowieso, besonders bei einem kurzen Haarschnitt wie meinem. Viele Menschen schämen sich dafür, aber ich will das Tabu des Hörgeräts brechen.

Mit 55 bin ich krank geworden. Ich hatte eine Angina und keine Zeit, um mich zu pflegen. So habe ich ein Loch im Trommelfell bekommen. Es war schlimm: Ich hörte jeden Herzschlag, jeden Schnauf. Folglich kaufte ich mein erstes Hörgerät, ein gewöhnliches aus Plastik. Ich bekam davon einen Ausschlag, der stark gebissen hat. Auch als ich eine Glasur auf dem Plastik ausprobierte, wurde es kaum besser. Endlich habe ich es mit einer vergoldeten Variante versucht. Diese war gut!

Es gibt heute viel mehr Leute, die Hörgeräte brauchen. Die Jungen, die ständig Radio und alles Mögliche hören, sie kommen alle mal dazu. Warten Sie nicht, bis Sie nichts mehr hören, sondern kaufen Sie sich genügend früh ein Hörgerät. Sonst gewöhnen Sie sich nicht mehr daran. Es braucht Zeit, um die richtige Einstellung zu finden. Nehmen Sie nicht das billigste. Für meines habe ich 2000 Franken selbst bezahlt und dafür trage ich es gerne.

Ich glaube, dass es in Zukunft beliebter sein wird, schöne Hörgeräte zu tragen. Die sehen einfach besser aus. Aber am wichtigsten ist es, dass man hört.

Rosabella Melium, 79

Hier erzählen Bewohnende des Alterszentrums Laubegg ihre Geschichte. Eine Zusammenarbeit mit «Zeitgeist». Text aufgezeichnet von Carolyn Kerchof.