Freunde zum Letzten: NZZ Campus. Oliver Camenzind

NZZ Campus: Hinter den Erwartungen geblieben

«NZZ Campus« stellt den Betrieb ein. Gestern erschien die letzte Ausgabe des Magazins, das sich vor allem an Studierende und Jugendliche richtete. Und dies, obwohl das Medium noch diesen Frühling überarbeitet wurde.

24. November 2016

Vor 10 Jahren wurde «NZZ Campus» als Beilage zum ersten Mal der Neuen Zürcher Zeitung beigelegt. Mit Rubriken wie Studium, Beruf, Liebe oder Reisen war das Magazin thematisch sehr breit gefächert und wollte so für informative Unterhaltung bei der jungen Lesendenschaft sorgen.

Das dreimonatlich erschienene Magazin konnte aber trotz der Beliebtheit bei den Studierenden und Jugendlichen wirtschaftlich nicht überzeugen, so Myriam Käser, Leiterin der Unternehmenskommunikation der NZZ Mediengruppe. Obwohl erst diesen Frühling Layout und Design aufgefrischt und wurde und eine inhaltlicher Umorientierung vorgenommen wurde, schaffte das Magazin nicht mehr die gewünschte Wendung. «Die Entwicklung von «NZZ Campus» blieb wirtschaftlich deutlich hinter den Erwartungen. Zudem hat das Magazin nicht als Einstieg in unsere Kernprodukte funktioniert», erklärt Käser in einer Stellungnahme. Sie betont weiter, dass die NZZ Mediengruppe die Geschwindigkeit, mit der sie ihre Produkte entwickelt oder verändert, in den letzten zwei Jahren stark angezogen habe – das Magazin schien dabei nicht mehr mithalten zu können. Stattdessen wolle man die neu freigelegten Kapazitäten für rentablere Projekte einsetzen.

Ausgelaufenes Geschäftsmodell

Auch Peer Teuwsen, Journalist und seit der Neuaufsetzung Projektleiter von «NZZ Campus», spricht von einem Geschäftsmodell, das nicht mehr funktioniert habe. Trotzdem, so Teuwsen, wolle man die jüngere Leserschaft weiterhin erreichen, bloss auf einer anderen Ebene: «Inhaltlich stiess «NZZ Campus» auf grossen Anklang, weshalb wir nun auch Wege suchen, die Inhalte weiterhin den Leserinnen und Lesern von NZZ-Produkten zugänglich zu machen.» Es gelte eine neue Lösung zu finden, die Zielgruppe der Studierenden und Jugendlichen anzusprechen, um sie später als langfristige Leser der NZZ-Produkte gewinnen zu können.

Für die NZZ bedeutet das konkret, dass sie sich nun in erster Linie durch Veranstaltungen an Schulen und Universitäten positionieren wolle, so Käser: «Wir möchten etwa Themen aus dem Weltgeschehen, die Studierende bewegen, in die Vorlesungssäle bringen oder vermehrt Schulen als Partner bei Medienwochen und anderen Medienbildungsinitiativen begleiten. Zudem will die NZZ ihre Berichterstattung zu Bildungsthemen ausbauen.» Das Geschäftsmodell «NZZ Campus» wird so gesehen also nicht vollständig abgeschafft, sondern in einem neuen – und wohl wirtschaftlich effizienteren – Format ausgestaltet.

Finanzstrategische Gründe

Es waren demnach hauptsächlich finanzielle und strategische Gründe, die NZZ Campus zum Scheitern gebracht haben. Auf der Facebook-Seite des Magazins bekunden einige Leser ihr Unverständnis über diesen Entscheid. Für sie, die «NZZ Campus» als Informations- und Unterhaltungsmedium geschätzt haben, sind ökonomische Motive nicht Erklärungsgrund genug. Auch für die freien Mitarbeiter kam der Entscheid eher überraschend. Es bleibt für sie nicht nachvollziehbar, weshalb dem Magazin nach der kürzlichen Neupositionierung nicht mehr Zeit eingestanden wurde. Stattdessen mussten sie sich mit derselben Erklärung zufriedengeben, welche den Medien bloss kurze Zeit später präsentiert wurde. In seiner Pressemitteilung spricht der Konzern davon, die freien Autorinnen und Autoren sowie die Mitarbeiter in ihre neuen Projekte zu integrieren und so eine Anschlussmöglichkeit zu bieten. Davon wisse man bisher jedoch kaum etwas, so eine der freien Mitarbeitenden. Die Zukunft der ehemaligen Autorinnen und Autoren scheint ungewiss zu sein. Genauso bleibt es abzuwarten, inwiefern sich die angetönten neuen Projekte der NZZ Mediengruppe bewähren werden.