Protest mit Cato am DS. Michael Kuratli

Latein am DS: Unfreiwilllig demokratisch

10. November 2016

Das Deutsche Seminar reagiert auf die Berichterstattung der ZS bezüglich Lateinpflicht. Das Vorgehen zeigt, wie schlecht es an der Uni um die direkte Mitsprache beim Curriculum bestellt ist.

Nachdem die ZS den Entscheid des Deutschen Seminars (DS), das Lateinobligatorium abzuschaffen, publik machte, reagiert nun das Institut in einer Email an alle Mitglieder des DS. Offenbar wollte man mit der Veröffentlichung des Institutsentscheides damit warten, bis alles unter Dach und Fach und am endgültigen Entscheid der Fakultätsversammlung nichts mehr zu rütteln ist. Eine schlechte Strategie, wie sich herausstellte. Der Artikel der ZS trug dann das Seine zur Verwirrung bei.

Der Stand der Dinge ist folgender: Das Deutsche Seminar hat an der Institutsversammlung vom 5. Oktober beschlossen, die Lateinpflicht zu kippen. Die fakultäre Studienkonferenz hat der Änderung der Studienordnung am 27. Oktober stattgegeben. Rechtskräftig wird das Ganze aber erst an der Sitzung der Fakultätversammlung vom 18. November, sofern kein Referendum dagegen ergriffen wird. Soviel zum offiziellen Prozedere.

Strich durch die Rechnung

Die Institutsleitung stellt sich auf den Standpunkt, dass die Studierenden erst nach der Fakultätsversammlung informiert werden sollten, weil es vorher ja nur unnötige Verwirrung geben und nichts bringen würde. «Rechtsgültige Informationen» würden nur vom Studiendekan mitgeteilt. Leider hat die GermanistInnen-Fachschaft GIFT und eine Gruppe von Abschaffungsgegnern aus der Älteren Deutschen Literatur hier einen Strich durch die Top-down-Rechnung der Institutsleitung gemacht.

Die Gruppe lädt zu einem Podium und spricht in einem Schreiben an die Institutsleitung von einer «zentralen Bedeutung» des Latinums «sowohl für die Forschung wie für die Lehre an unserem Seminar». Man hat Angst, dass Forschung und Lehre auseinanderdriften. Ausserdem wird unter anderem das Ziel kritisiert, mehr Studierende anzuziehen: «Mit welchem Recht beklagt sich ein Institut, das 1'500 Studierende beherbergt, über geringe Studierendenzahlen?», schreibt Oliver Grütter stellvertretend für alle Unterzeichnenden (die der Mail nicht zu entnehmen sind).

Andere Latinophile griffen offenbar in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mit Catos altbewährten «Ceterum Censeo» zu handfesterem Protest. Sie verzierten vom Montag auf Dienstag das DS mit einer Parole, die in absehbarer Zukunft wohl auch Germanistinnen und Germanisten googlen müssen (siehe Bild).

Mehr Demokratie tut Not

Man mag am Latinum hängen oder nicht. Die Art der Kommunikation von Seiten des Instituts wirft aber viel grundsätzlichere Fragen auf: Reicht eine Umfrage der Fachschaft, um die Meinung der Studierenden zu erhalten? Und müsste das Institut nicht zu einem solchen Entscheid kommunizieren, solange man noch etwas an dessen definitivem Ausgang ändern kann? Während an der Institutsversammlung noch ganz klandestine Entscheide getroffen werden können, sind in der Fakultätsversammlung schliesslich neben allen Professorinnen und Professoren auch die Stände mit mindestens zwei Delegierten vertreten. Das heisst, auch die Studierenden und der zum Teil offenbar unzufriedene Mittelbau. Eine breite Diskussion mit allen Beteiligten im Vorfeld ist hier zweifellos angebracht.

Das Vorgehen zeigt: Um die Mitsprache in den Instituten ist es nicht gerade gut bestellt. Ein bisschen Verwirrung bietet sich da gerade an, um sich in Demokratie und direkter Beteiligung von Studierenden und Mittelbau zu üben. Immerhin scheint es nun also im Endspurt zur Abschaffung doch noch politisch zu werden.