Das Latein hat das Ende seiner Laufbahn erreicht. Louise Østergaard

DS beschliesst Abschaffung der Lateinpflicht – Widerstand angekündigt

7. November 2016

Gestern Abend informierte die GIFT, der Fachverein des Deutschen Seminares (DS), dass die Lateinpflicht am gesamten Deutschen Seminar aufgehoben werden soll. Die Aufhebung wurde offenbar schon vor einem Monat beschlossen, an der Institutsversammlung vom 5. Oktober. Offiziell informiert hat diese bisher aber nicht. Der definitive Entscheid fällt an der Fakultätsversammlung. Jetzt formiert sich Widerstand.

Die Lateinpflicht stirbt an der Uni Zürich einen langsamen, fast unmerklichen Tod. Offenbar beschloss die Instiutsversammlung des Deutschen Seminars (DS) vor mehr als einem Monat die Abschaffung. Informiert wurde bisher aber nicht. Auch die Informationen zur Lateinpflicht an der Philosophischen Fakultät sind nicht aktuell. Am Sonntagabend erreichte die Studierenden am Deutschen Seminar eine Mitteilung des Fachvereins (GIFT). Sie ist keine eigentliche Bekanntgabe, sondern eine Weiterleitung eines Protestschreibens von Lateinpflichtbefürwortern, für die vertretend Oliver Grütter, ein Mitarbeiter am Lehrstuhl Kiening, steht. Die Gruppe lädt zur Podiumsdiskussion mit drei Abschaffungsgegnern ein. Auffällig ist: Alle drei stammen aus dem Bereich der Älteren deutschen Literaturwissenschaft, womit die Teilbereiche der Germanistik sehr einseitig vertreten sind. Der Termin für das Podium ist aber noch nicht bekannt.

Gescheiterte Kommunikation

Noch am 17. Oktober gab die GIFT auf Anfrage der ZS keine Auskunft über eine Abschaffung und auch von der Medienstelle der Uni, an welche die ZS vom Studiendekanat verwiesen wurde, war nichts zu erfahren. Wenn es einen Monat dauert bis die Studierenden indirekt von diesem wichtigen Entscheid erfahren, dann ist die Kommunikation der Institutsleitung gescheitert. Der Widerstand gegen die Abschaffung wirkt dagegen wie eine Verzweiflungstat der Verlierer. Dennoch scheint die Haltung zum Latein alles andere als eindeutig. Laut einer Umfrage des DS vom Februar 2015, an der sich 364 Germanistik-Studierende beteiligten, gab die Mehrheit an, dass Latein für das Studium zwar hilfreich, aber nicht notwendig sei. Ungefähr die Hälfte sprach sich für eine Aufhebung der Lateinpflicht aus.

Unklare Zukunft

Das DS folgt mit diesem Entscheid den Fächern Englisch, Philosophie und Kunstgeschichte, für welche das Obligatorium letzten Herbst aufgehoben wurde. Die Aufhebung der Lateinpflicht macht die Fächer für viele angehende Studierende attraktiver und erleichtert insbesondere Auswärtigen ohne Lateinnachweis einen Austausch. Damit steht die Aufhebung auch im Einklang mit «Bologna 2020», dem Projekt der Philosophischen Fakultät, welches die Studienstruktur attraktiver und «zukunftsfähiger» gestalten will.

In Anbetracht der aufgehobenen Obligatorien dürfte auch die Zahl der Teilnehmenden im Lateinunterricht sinken. Damit stellt sich die Frage, wie der Lateinunterricht an der Uni weitergeführt wird. Laut Studiendekan Müller-Nielaba wäre es etwa denkbar, das Latein in den Wahlbereich zu integrieren und entsprechend zu bepunkten. Ganz so still, wie sich das die Institutsleitung wohl vorgestellt hat, scheint die tote Sprache nun aber doch noch nicht abzutreten.

*UPDATE*

Der Beschluss zur Abschaffung der Lateinpflicht am Deutschen Seminar wurde am 5. Oktober vom Institut beschlossen. Diesen muss die Fakultätsversammlung am 18.11. bewilligen. An der Versammlung gibt es noch eine Möglichkeit zum Referendum gegen den Entscheid. Wird dieses nicht wahrgenommen, ist der Entscheid definitiv. Die Studierenden sollen dann über den Entscheid informiert werden.