Plakat des Bündnisses «Abbau stoppen» an der Rämistrasse. Michael Kuratli

«Ich verstehe den Unmut»

Protest gegen die Sparmassnahmen in der Bildung: Auch Rektor Hengartner ist unzufrieden mit der Situation.

24. September 2016

Der Kanton Zürich soll sparen – und zwar flächendeckend. Fast zwei Milliarden Franken fehlen in der Kantonskasse, die bis 2020 über alle Departemente hinweg eingespart werden müssen. Davon betroffen ist auch die Universität Zürich, die ab 2017 jährlich vier Millionen Franken weniger ausgeben soll.

Die Sparbemühungen, die vom Kantonsrat unter dem Namen «Leistungsüberprüfung 16» angeordnet wurden, kommen nicht überall gut an. So hat sich ein Bündnis aus mehrheitlich linken Gruppierungen formiert, das unter dem Slogan «Abbau stoppen: Gemeinsam gegen Sparpolitik» gegen die Kürzungen ankämpft. Am 28. September finden ein Aktionstag sowie eine Demonstration auf dem Bürklipatz statt.

Erst der Anfang

«An der ETH ist es schon zu einer Budgetkürzung gekommen und Auslandssemester sind bereits teurer geworden», so Tiba Ponnuthurai, Sprecherin des Bündnisses. Sie befürchtet, dass auch an der Uni ein Leistungsabbau bevorsteht. Zudem warnt sie, dass dies erst der Anfang sei. «Gerade die jüngst beschlossene Unternehmenssteuerreform III wird immense finanzielle Ausfälle und wohl auch weitere Sparrunden nach sich ziehen.» Und tatsächlich ist nicht auszuschliessen, dass es gar zu vereinzelten Entlassungen kommen wird – oder zu Sistierungen, wie das unlängst bei einem Lehrstuhl für französische Literatur der Fall war. Es stellt sich die Frage, wie die Qualität des universitären Unterrichts so gewährleistet werden kann.

Verheerende Auswirkungen

Wenigstens Studiengebührenerhöhungen stehen nicht zur Diskussion. «Zumindest 2017 nicht», sagt Rektor Michael Hengartner. Was darüber hinaus geschieht, ist jedoch unklar. Hengartner bedauert, Einsparungen machen zu müssen, relativiert aber: «Einerseits ist es sehr viel Geld. Andererseits ist es bei einem Gesamtbudget der Universität von 1.3 Milliarden doch verkraftbar.»

Zudem gesteht er ein, dass er als Rektor einer Mittelschule beunruhigter wäre, da diese ungleich mehr einsparen müssten. Auch versteht er den Unmut der Studierenden. «Wäre ich Student, würde ich mich vielleicht auch politisch engagieren.» Es sei wichtig, dass die Leute wüssten, dass gespart wird. Besonders in der Bildung, wo die Auswirkungen von Sparmassnahmen kurzfristig gesehen oft wenig sichtbar seien, langfristig allerdings verheerend sein könnten. So kommt Hengartner zum Schluss: «Es stellt sich schon die Frage, ob man in Zukunft ausgerechnet in der Bildung die Sparbemühungen forcieren will.» Denn Bildung und Forschung seien die Grundlage für die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft.

Gespitzte Stifte

Wirklich glücklich ist mit den Sparmassnahmen also niemand. Umgesetzt werden müssen sie dennoch. Die bereits beschlossene Streichung der kleinen Haupt- und Nebenfächer sowie die angedachte Studienzeitbeschränkung (ZS #3/16) zeigen bereits, in welche Richtung die Einsparungen gehen könnten. Die Rotstifte an der Universität sind gespitzt. Es ist fraglich, ob sie in naher Zukunft wieder im Etui versorgt werden können. ◊