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Wie politisch ist Berlin?

Vanessa Zutz, Redaktorin des UnAuf, über Leistungsdruck, AfD und Pegida.

10. Mai 2016

Was beschäftigt die Studis der Humboldt-Universität zu Berlin derzeit am meisten?

Das lässt sich schwer allgemein beantworten. Aber wenn ich aus Gesprächen und Artikeln eine pauschale Äusserung machen müsste, sind es wohl die Wohnsituation, der Leistungsdruck und das Thema Zeit. Und immer mal wieder auch das Feiern.

Würdest du die Studierenden an der HU als «politisch» bezeichnen?

Bei einer Wahlbeteiligung von weniger als 7 Prozent für das Studierendenparlament möchte ich schon fast hoffen, dass das mangelnde Interesse «nur» hochschulpolitisch ist. Persönlich war und bin ich fast schon entsetzt, dass ich mir in den letzten Jahren die Gruppen richtiggehend suchen musste, die sich politisch interessieren und engagieren. Ich fürchte, dass die HU-Studis an politischem Interesse einbüssen. Meine persönliche «apokalyptische» Theorie ist, dass die Einführung des Bologna-Systems unter anderem diese Intention hatte: Abi mit 18, Bachelor mit 21, Master mit 23 und dann die Karriereleitern erklimmen. Wer hat da noch Zeit, das System dahinter wahrzunehmen, geschweige denn zu hinterfragen?

Pegida und die Alternative für Deutschland (AfD) machen Schlagzeilen mit fremdenfeindlichen Parolen. Gibt es HU-Studierende, die damit sympathisieren?

Unter den Studis habe ich persönlich noch keine entdeckt. Ich weiss aber, dass es in den letzten Jahren zu bedenklichen Äusserungen von Profs kam. Vor allem in den sozial- und politikwissenschaftlichen Veranstaltungen gab und gibt es heftige Debatten um Pegida-freundliche Aussagen einzelner Dozierender.

Findet also eine Auseinandersetzung mit diesen doch ziemlich bedenklichen Strömungen statt?

Die Auseinandersetzung mit diesem sensiblen Thema ist wie in der Bundespolitik schwierig. Von gegenseitiger Ignoranz über Beleidigungen bis zur Hetze ist auch an der Uni alles dabei. Ich persönlich finde es wichtig, die Sache ernst zu nehmen, genau hinzusehen, zuzuhören, aufzuklären. Das heisst, sich damit auseinanderzusetzen und die Spannungen nicht zu ignorieren.