Uni will Studienzeitbeschränkung

Nach Bern und St. Gallen will nun auch die Uni Zürich Langzeitstudierende loswerden. Die Entrüstung ist gross.

10. Mai 2016

Ab dem 13. Semester verdoppeln sich die Studiengebühren jedes Semester automatisch, das 16. kostet somit 12000 Franken. An der Uni Bern ist das Realität. So weit wird es in Zürich in naher Zukunft nicht kommen. Aber die Zeiten, in denen man ungestraft seinen Studien nachgehen konnte, ohne sich um die Dauer seiner Immatrikulation zu kümmern, sind auch hier bald vorbei.

Individuelle Regelung

In den kommenden Jahren treten nach und nach die neuen Rahmenverordnungen der Fakultäten in Kraft. Eine der bedeutendsten Neuerungen ist die Begrenzung der Studienzeit: Die Obergrenzen für Bachelor und Master werden je zwölf Semester betragen. Danach erhöhen sich die Studiengebühren – um welchen Faktor, hat der Universitätsrat noch zu entscheiden. Gesetzlich geregelt ist einzig, dass die Nettokosten nicht überschritten werden dürfen. Das ist der Betrag, den ein Studi die Uni kostet – was hier eingerechnet wird, ist aber immer wieder Diskussionspunkt. Damit ist Zürich nach St. Gallen und Bern die dritte Universität in der Schweiz, die die Studienzeitbeschränkung einführt.

«Dieser Schritt ist nötig, um für Studierende, die fakultätsübergreifend studieren, einheitliche Regelungen zu schaffen», erklärt Otfried Jarren, Prorektor Geistes- und Sozialwissenschaften, der für den Querschnittsbereich Lehre verantwortlich ist. Momentan handhaben die Fakultäten die Beschränkung der Studienzeit alle unterschiedlich – einzig die Philosophische Fakultät kennt bislang keinen entsprechenden Passus. Im Zuge der neuen Musterrahmenverordnung, die die Regelungen aller Fakultäten harmonisieren soll, soll dies geändert werden.

Statt dass aber nach einer gewissen Zeit Kreditpunkte automatisch ihre Gültigkeit verlieren oder Personen von ihrem Studium ausgeschlossen werden, wird eine individuelle Lösung angestrebt, wie Jarren betont: «Nach elf Semestern werden betroffene Studierende zu einem Termin bei der Studiendekanin bzw. dem Studiendekan gebeten, wo dann in einem persönlichen Learning Agreement vereinbart wird, wie weiterstudiert werden soll.» Die Sanktionen treten also nicht unbedingt sofort ein.

«Keine faulen Säcke»

Elias Ritzi, Mitglied der KriPo-Fraktion im VSUZH-Rat, der als Vertreter der Studierenden in der Lehrkommission einsitzt, findet, dass die Uni es sich zu einfach macht: «Studierende, die doppelt so lange studieren, wie es die Regelcurricula vorsehen, sind nicht einfach faule Säcke. Die Allermeisten arbeiten neben dem Studium oder engagieren sich anderweitig.» Nicht alle hätten Eltern, die einem alles finanzieren, und das Leben in Zürich würde ein hohes Arbeitspensum erfordere.

Für Jarren zählt ein anderer Gedanke: «Die Idee ist, dass man sich bewusst ist, dass die Ressource etwas kostet. Man hat seine Freiräume, aber man muss auch seine Leistung bringen.» Wer nebenbei aus reinem Interesse studieren wolle, ohne abzuschliessen, müsse halt dafür bezahlen – oder sich als Hörerin oder Hörer einschreiben.

Ritzi ist froh, dass wenigstens das Modell Bern klar verworfen wurde. Es wird sich zeigen, was das Modell Zürich bewirken wird; ob sich die «faulen» Langzeit- zu «effizienten» Musterstudis mausern – oder ob wir uns als eine Studierendenschaft voller Härtefälle entpuppen.