Schlecht beraten

Der VSUZH hat die Abschaffung der kleinen Nebenfächer an der Philosophischen Fakultät verschlafen. Wie konnte das geschehen?

10. Mai 2016

Die Abschaffung der kleinen Nebenfächer an der Philosophischen Fakultät droht Realität zu werden. Der VSUZH hat deshalb auf Antrag der KriPo hin an seiner Sitzung vom 20. April geschlagene dreieinhalb Stunden über die Angelegenheit diskutiert. Doch nur fünf Tage später kommunizierte die Universitätsleitung ihren Beschluss und schuf damit Fakten. Der Rat konnte die Entscheidung also weder verhindern noch beeinflussen. Wie konnte das passieren?

Mangelndes Interesse

Der Plan der Universitätsleitung, die geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer in ein reines Major-Minor-System zu überführen, war schliesslich schon an der letzten Jahresmedienkonferenz vom Rektor angekündigt worden. Und sowohl in der KriPo als auch an verschiedenen Instituten hatte die Reform seit Langem zu reden gegeben. Mit der Behauptung, die KriPo habe ihren Vorstoss zu spät eingereicht, machen es sich der Rat und dessen Vorstand daher allzu leicht.

Daher nochmals die Frage: Warum hat der VSUZH sich der Sache nicht frühzeitig angenommen? Die Antwort ist einfach: Er fühlte sich schlicht nicht verpflichtet und tut es noch immer nicht. Hört man VSUZH-Co-Präsident Christian Schmidhauser zu, so entsteht gar der Eindruck, man hätte sich selbst darum kümmern müssen. Er argumentiert: «Wie aus zahlreichen Protokollen vergangener Sitzungen hervorgeht, waren die nötigen Informationen für die Interessierten verfügbar, sodass sie sich, falls sie es wollten, mit der Umstrukturierung auseinandersetzen konnten.» Gleichzeitig habe die studentische Vertretung in der Fakultätsversammlung die Reform mehrheitlich mitgetragen, so Schmidhauser weiter.

Dabei darf jedoch nicht vergessen gehen, dass die Vertretung in der Fakultätsversammlung von der Konferenz der Fachvereine und nicht von der studentischen Basis gewählt wird. Demokratische Vertretung sieht anders aus. Einzig der VSUZH-Rat hat diese Legitimation. Daher kann die Zuständigkeit des VSUZH für ein studentisches Thema wie die Fächerreform nicht geleugnet werden.

Dass mangelndes Verantwortungsgefühl und nicht mangelndes Interesse schuld ist, gibt sogar Schmidhauser zu: «Das Thema hat in letzter Zeit in einigen Kreisen Feuer gefangen.»

Verschobene Politik

Beschlossen hat der Rat an der Sitzung dann übrigens nur, erst die Studierendenschaft nach ihrem Befinden zum Thema zu befragen. Leider eine vergebene Müh, denn durch das spektakulär schlechte Timing ist die Aussicht auf Mitsprache zum jetzigen Zeitpunkt gleich null – und eine Umfrage damit Makulatur.

Es bleibt zu hoffen, dass zündende Ideen in Zukunft wieder vermehrt vom VSUZH-Rat selbst kommen und umgesetzt werden und er nicht den Beschlüssen der Universitätsleitung hinterherhechtet. Und statt Umfragen sollten mehr Lösungen in Angriff genommen werden: Zum Beispiel hinsichtlich der drohenden Erhöhung der Studiengebühren oder der geplanten Studienzeitbeschränkung – bevor es wieder zu spät ist. Diese beiden Traktanden wurden wegen der langen Diskussion nämlich auf nächste Sitzung verschoben.

Zur Gegendarstellung des VSUZH