Die Uni schaut bei den Profs in Zukunft genauer hin. Christophe Ramée

Uni muss bei Profs mehr Transparenz schaffen

Die Uni Zürich muss bei den Interessenbindungen ihrer Professorinnen und Professoren Transparenz schaffen. Das letzte Wort bei kritischen Nebenbeschäftigungen seiner Angestellten hat der Rektor.

21. Februar 2016

Der Zürcher Kantonsrat nahm am im Februar eine parlamentarische Initiative von Ralf Margreiter (Grüne) einstimmig an. Der Beschluss sieht vor, dass die Interessenbindungen der Professorinnen und Professoren der Universität Zürich öffentlich einsehbar sein müssen – wie dies im Detail umgesetzt wird, bleibt jedoch dem Universitätsrat überlassen. Bisher mussten die Profs die Universität zwar über ihre Nebenbeschäftigungen informieren, die Listen mit diesen Informationen waren jedoch nicht öffentlich; Interessenbindungen mussten gar nicht gemeldet werden. Rektor Michael Hengartner erklärt: «Bei Interessenbindungen handelt es sich gemäss Datenschutzgesetz um personenbezogene Daten und solche Informationen dürfen ohne rechtliche Grundlage nicht veröffentlicht werden.»

Risiken und Chancen

Für Margreiter steht jedoch fest: «Sei es, wenn Professorinnen und Professoren den Nachwuchs ausbilden oder der Öffentlichkeit als Garanten in der Meinungsbildung dienen, Interessenbindungen haben immer eine Wirkung. Die Unabhängigkeit der Lehre und Forschung hat Verfassungsrang.» So sieht es auch Andreas Heinemann, Professor am RWI und Mitglied der Wettbewerbskommission (WEKO): «Die ProfessorInnen nehmen in vielen Kontexten am öffentlichen Leben teil; ich finde, dass die Öffentlichkeit erfahren soll, wo die ProfessorInnen sich engagieren.» Denn Interessenbindung sind nichts grundsätzlich Negatives: «Meine Tätigkeit für die WEKO ist eine Bereicherung für mich persönlich, hat aber auch grossen Wert für meine Lehre an der Universität – ich bin über alle Entwicklungen im Wettbewerbsrecht aktuell informiert.» Auch Hengartner, der Stiftungsrat bei der cogito foundation ist, sieht Vorteile: «Als Rektor bin ich sehr froh, wenn es eine Stiftung gibt, welche die Zusammenarbeit zwischen Geistes- und Naturwissenschaften finanziell fördert.» Es bestehe aber immer das Risiko von Interessenskonflikten, deshalb sei es wichtig, dass Transparenz herrsche. Er sei jedoch überzeugt, dass «unsere Professorinnen und Professoren ihre Reputation als eines ihrer wichtigsten Güter ansehen und dass sie sich davor hüten, diese irgendwie zu riskieren.»

Öffentliches Register auf Anfang 2017

Bewilligungspflichtige Nebenbeschäftigungen wie Verwaltungsratsmandate gehen auch über das Pult des Rektors. Bei der Bewilligung gehe man grundsätzlich liberal vor, geprüft werde aber das Reputationsrisiko für die Universität und die Einhaltung der Obergrenze von einem Tag pro Woche. Auf die Frage, wie viele ProfessorInnen in Wirtschaft und Politik verbandet sind, konnte Hengartner keine konkreten Zahlen nennen. Die Umsetzung des Beschlusses werde jedoch bereits im Universitätsrat diskutiert: «Im Moment richten wir ein Webtool ein, auf welchem die ProfessorInnen einmal pro Jahr erfasst werden. Es wird wahrscheinlich wie die Listen, in welchen sich die Bundesparlamentarier eintragen, aussehen und anfangs 2017 in Betrieb genommen werden.» Dies entspricht den Vorstellungen Margreiters: «Registriert werden müssen auch Forschungs- und Assistenzprofessoren, jedoch nicht der Mittelbau. Einerseits wegen der Gewichtigkeit, was dessen öffentliche Rolle angeht und andererseits schlicht aus Gründen der Praktikabilität.»